Frankfurt – Westend: ALLE HÄUSER WEITER BESETZT!

Besetzte Häuser in Frankfurt | Dieses Bild ist kein Bestandteil des vorliegenden Artikels des ROTEN MORGEN.

ROTER MORGEN, 11. Jg., 7. April 1973

Der brutale Polizeiüberfall wurde erfolgreich zurückgeschlagen!

Etwa 5000 Demonstranten protestierten am 31. 3. 73 in Frankfurt gegen die geplante Räumung des Hauses Kettenhofweg Nr.51, das seit einem Jahr besetzt wird. Die Partei bildete einen eigenen Block, die Parteifahne an der Spitze.

Als die Demonstration das Frankfurter Einkaufszentrum erreichte, löste sich die Demonstration auf und die Demonstranten mischten sich in größeren Trupps unter die Einkaufbummler und bildeten Diskussionsgruppen.

Als etwa 10 000 Menschen auf engstem Raum zusammengeballt waren, griff die Polizei ein:

Zahlreiche Wasserwerfer fuhren auf, unzählige Polizeischläger standen dahinter in Bereitschaft. Nach einem Aufruf, sich zu zerstreuen, der mit Buh-Rufen und Pfiffen beantwortet wurde, spritzten die Wasserwerfer wahllos in die Menge, und die Polizisten begannen, auf die Versammelten einzuprügeln. Aber das waren keine Pazifisten: mit rasch beschafften Stuhlbeinen und Pflastersteinen setzte man sich zur Wehr!

Die Wasserwerfer fuhren durch die vollgestopften Fußgängerstraßen. Alles was sich bewegte, wurde aufs Korn genommen, egal ob Mann oder Kind oder Greis! Ein Trupp von 50 Polizisten stürmte in den ‚Kaufhof‘ und schlug dort auf die Menschen ein. Mehrere Polizisten prügelten einen Demonstranten mit voller Absicht unter eine fahrende Straßenbahn. Nur durch einen Zufall kam er mit dem Leben davon. Aber man war nicht wehrlos: Am Goetheplatz und am Steinweg wurden Barrikaden gebaut. Ein einzelner mutiger Kollege sprang auf einen Wasserwerfer  und richtete den Wasserstrahl auf anstürmende Polizisten.

Die Passanten standen klar auf der Seite der Demonstranten. ‚Polizeistaat – Mörder‘ schallten durch die Straßen. Aufgebrachte Passanten verprügelten Polizisten nach Strich und Faden, wenn sie ihnen einzeln in die Hände fielen.

Den Polizeischlägerhorden gelang es erst nach Stunden wieder ‚Ruhe und Ordnung‘ herzustellen.

Bereits am Mittwoch, dem 28.3.73, entspannte sich um das besetzte Haus Kettenhofweg 51 eine Straßenschlacht. 

800 schwerbewaffnete Polizisten unterstützt durch Wasserwerfer und andere gepanzerte Fahrzeuge, prügelten eine spontane Demonstration auseinander. Danach versuchten sie , das besetzte Haus zu stürmen. Stundenlange Versuche mißlangen. Auch hier unterstützte die Bevölkerung die mutigen Kämpfer. Bauarbeiter einer benachbarten Baustelle rollten den Polizisten Stacheldraht entgegen. Frauen einer in der Nähe gelegenen Großküche holten die Verletzten und versorgten sie.

Das zeigt, der Kampf der Hausbesetzer ist kein isolierter Kampf, die Bevölkerung  unterstützt ihn. Denn ein Teil der Bevölkerung steht selber im Kampf gegen Mietwucher und Bodenspekulation. 

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Frankfurt-Westend – ein Eldorado steinreicher Mietwucherer und Bodenspekulanten – ein Schreckenswort für Mieter. So ist das Westend bekannt. Jetzt ist das Westend auch der Schauplatz der weitaus wuchtigsten Mieterkämpfe in der Bundesrepublik.

Hier treibt das kapitalistische Profitsystem seine übelsten Sumpfblüten – hier ist aber auch der Widerstand der ausgebeuteten Mieter am stärksten.

Eine Bebauung mit City-Hochhäusern, Büro-Etagen, Eigentumswohnungen verspricht ihnen mehr Profit, als sie aus den Mietern herausholen können. Die Wohnungsnot wird dadurch noch schlimmer. Folge: Noch höhere Mieten! Einige Wucherer schicken Schlägertrupps, die von ausländischen Arbeitern mit vorgehaltener Pistole abkassieren.

Die SPD-Stadtverwaltung deckt und schützt die Wucherer und Spekulanten. Hinter ihren elenden Ausflüchten von ‚verfehlter Planung und Baupolitik‘ stecken handfeste Kapitalinteressen: Wuchermultimillionäre, Baulöwen, Banken, und die ehrenwerte Maklerzunft.

Dem Kapital und seinen Strohmännern im Rathaus und den Planungsbüros wachsen keine grauen Haare, wegen der Selbstmorde alter Mieter, das Elend älterer Menschen, die aus der gewohnten Umgebung gerissen werden, läßt diese Ehrenmänner kalt.

Die Empörung im Westend hat sich immer mehr vertieft. Die verzweifelten Mieter fanden die Unterstützung fortschrittlicher Studenten. Sie redeten sich zusammen, rüttelten andere durch Flugblätter und Bürgerinitiativen auf, organisierten Mietstreiks – im Moment sind über 1000 Mieter im Streik – und besetzten 13 leerstehende Spekulationsobjekte.

Der Kampf geht weiter: Oberbürgermeister Arndt will keine Hausbesetzung mehr dulden, die hessische Bereitschaftspolizei macht mobil, die bürgerliche Presse hetzt und lügt was sie kann, die Mieterrebellen und ihr Häuserrat sind zu keinem Rückzug bereit, hinter ihnen steht die Hilfe und die Sympathie von immer mehr Westendbewohnern.

Alle Profitmacher, das ganze Bank- und Industriekapital, die Strohmänner des Kapitals in allen bürgerlichen Parteien und der ganze Staatsapparat Justiz, Polizei und die weiteren ‚Machtmittel‘ – alles ist miteinander verfilzt und ist aufgeschreckt. Um die Profitmacher vom Sockel zu stoßen, brauchen wir außer kämpferischem Einsatz einen mindestens ebenso hohen Grad an Organisation, wie sie ihn bereits haben. Wir brauchen die Kommunistische Partei.     

 

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