ROTER MORGEN, 3. Jg., Febuar 1969
Noch hat es keine größeren Streiks gegeben, noch sind die Arbeiter nicht auf die Straße gegangen, noch gelingt es den Lakaien der Monopolbourgeosie, rechten Gewerkschaftsführern und Funktionären der SPD und KPD die Massen bei der Stange und im Konsumdenken gefangenzuhalten, doch schon zittern sie, die Kiesinger, Heck, Schmidt, Barzel, Strauß, Klunker und wie das ganze reaktionäre Gelichter noch heißt. Schon rufen sie nach der Gewalt, um die Herrschaft ihrer Brötchengeber, der Herren der Monopole und Banken zu sichern.
Ihre Wut, ihr Haß richtet sich gegen die Studenten, die es wagten, diese Gesellschaftsordnung in Frage zu stellen. Gegen die versuchen sie reaktionäre Omas und Opas im Geiste des Faschismus befangene Bundesbürger „die müßte man alle vergasen“ – kurz, all die Nichtwissenden in Rage zu bringen. Bewußt nutzen sie das Streben der Menschen nach Sicherheit und Ordnung – die sie ihnen nie geben können – für ihre politischen Zwecke, drohen sie und hetzen sie zum Pogrom.
Wenn Altnazi Kiesinger droht: ,,Man muß endlichen diesen Leuten gegenüber mit den salbungsvollen Sprüchen aufhören“, wenn CDU-Generalsekretär Heck fordert, es müssen die “linksextremistischen“ Studenten von der Hochschule verwiesen werden, wenn Bundesinnenminister Benda fordert, die Gewährung von Stipendien nach dem Honender Modell für die rebellischen Studenten zu streichen: wenn Heidelberger Staatsanwälte zu den brutalen Ausschreitungen der Polizei gegen Studenten und Journalisten bemerkten “wo gehobelt wird, fallen Späne“, so ist das kein Zeichen der Stärke, sondern ihrer Schwäche. Sie handeln wie alle herrschenden Klassen vor ihnen, wenn sie ihre Privilegien bedroht sahen. Mit nackter Gewalt. Doch sicher wird ohne der Stein, den sie jetzt aufhoben, auf die eigenen Füße fallen.
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