Die Einheit aller Marxisten-Leninisten im Kampf gegen den modernen Revisionismus erringen!

ROTER MORGEN, 6. Jg., 13. März 1972

Das Zentralbüro der ‚KPD/ML‘-Rote Fahne hat in seinem Zentralorgan Rote Fahne Nr.4/72 unter dem Titel ‚ Für die Einheit der Marxisten-Leninisten‘ eine Stellungnahme zu dem ‚Offenen Brief‘ einer Gruppe von ehemaligen Mitgliedern und Sympathisanten der KPD/ML veröffentlicht. Den ‚Offenen Brief‘ selbst hatte das ZB in der Nr.3 der Roten Fahne abdrucken lassen. Die Gruppe, die diesen ‚Offenen Brief‘ herausgegeben hat, nennt sich ‚Bolschewistische Linie der ehemaligen KPD/ML (Roter Morgen)‘. Sie hatte auch uns diesen sogenannten ‚Offenen Brief‘ geschickt, mit der Aufforderung, ihn im Roten Morgen abzudrucken. Wir haben darauf verzichtet, diesen sogenannten ‚Offenen Brief‘ abzudrucken, weil er nichts anderes darstellt, als den demagogischen Versuch des ehemaligen Mitgliedes der KPD/ML G.A., nachdem er als übler Karrierist und Opportunist entlarvt und aus der Partei ausgeschlossen wurde, sich nunmehr beim ZB der ‚KPD/ML‘-Rote Fahne anzubiedern und den Marxisten-Leninisten Westdeutschlands und Westberlins einen falschen Eindruck über die Entwicklung der KPD/ML und ihr Verhältnis zur ‚KPD/ML‘-Rote Fahne zu vermitteln. G.A.  versucht sich in diesem ‚Offenen Brief‘ als Apostel der Einheit der Marxisten-Leninisten aufzuspielen, wobei es ihm nur darum geht, seine in der KPD/ML gescheiterte Karriere nun auf andere Weise fortzusetzen, und zwar unter Ausnutzung des berechtigten Wunsches vieler Marxisten-Leninisten nach Einheit aller Marxisten-Leninisten in der Bolschewistischen Partei.

Worum geht es dem ZB?

Ist das ZB wirklich so naiv, daß es diesen Zusammenhang nicht begreift, obgleich es doch über die Rolle des Karrieristen G.A. genügend informiert sein dürfte? Geht es dem ZB wirklich um die prinzipienfeste Vereinigung der Marxisten-Leninisten?

Das Vorgehen des ZB in der erwähnten Stellungnahme läßt erhebliche Zweifel daran aufkommen, daß das ZB ehrlich und von einem korrekten Standpunkt aus an die Frage der Einheit der Marxisten-Leninisten herangeht. Warum hat sich das ZB nicht an uns gewandt, bevor es den sogenannten ‚Offenen Brief‘ in seinem Zentralorgan abgedruckt hat, um sich über die Rolle von G.A. zu infomieren? Wir hätten das ZB im einzelnen davon in Kenntnis setzen können, daß G. A. , nachdem er zuvor der Hauptvertreter ökonomistischer Abweichungen in der KPD/ML war, aus reinen Karrieregründen auf dem außerordentliche Parteitag am Ende dieses Jahres vollständig auf die Positionen der Liquidatoren übergegangen ist; daß er, nachdem es sich gezeigt hatte, daß im Lager des Liquidatorentums aufgrund des fortschreitenden Zersetzungsprozesses desselben, keine Karriere zu machen ist, versuchte, wieder bei der KPD/ML ‚einzusteigen‘. Und daß er, nachdem er dann feststellen mußte, daß er aus der Partei ausgeschlossen worden ist, nun nach der Suche nach neuen Möglichkeiten, die’KPD/ML‘-Rote Fahne zu seinem Feld auserkoren hat. Wir hätten dem ZB klarmachen können, daß es sich bei G.A., dem es leider gelungen ist, eine Gruppe von schwankenden Genossen, um sich zu sammeln, um einen der übelsten Karrieristen und Opportunisten handelt, die sich in den Reihen der marxistisch-leninistischen Bewegung herumtreiben.

Und wie kommt das ZB, wenn es ihm wirklich um die Einheit der Marxisten-Leninisten geht, dazu, in seinem Artikel in der ‚Roten Fahne‘ die lügnerische Behauptung zu verbreiten, unsere Partei, die KPD/ML, sei von den Liquidatoren ‚vernichtet‘ worden und habe sich in ‚kleine‘ und ‚kleinste‘ Bestandteile aufgelöst? Mitglieder und Sympathisanten der ‚KPD/ML-Rote Fahne – wir fragen euch, ist es verwunderlich, wenn wir unter solchen Umständen Zweifel haben, ob die Führung eurer Organisation ehrlich an die Frage der Einheit der Marxisten-Leninisten herangeht?

Trotz dieser seltsamen Methoden des ZB sind wir bereit, mit dem Ziel der Einheit der Marxisten-Leninisten in der bolschewistischen Partei, eine sachliche Diskussion mit allen Genossen in der ‚KPD/ML‘-Rote Fahne und auch, falls sie dazu bereit sind, mit den Führern dieser Organisation zu führen. Beginnen wir sofort damit.

Faule Stelle beim ZB

Wir wollen gleich anknüpfen an der erwähnten Stellungnahme des ZB in der ‚Roten Fahne‘. Das Auffallendste an dieser Stellungnahme ist die Tatsache, daß darin, obwohl es dabei doch um die Einheit der Marxisten-Leninisten geht, vom Kampf gegen den modernen Revisionismus mit keinem Wort die Rede ist. Wie kann man aber die Einheit der Marxisten-Leninisten erringen, und zwar nicht irgendeine Art von ‚Einheit‘, sondern die prinzipienfeste Einheit auf der Grundlage des Marxismus, des Leninismus und der Maotsetungideen, ohne sich auf das schärfste vom modernen Revisionismus abzugrenzen?

In der Stellungnahme des ZB findet sich ein Abschnitt, der die Überschrift ‚Unsere Fehler‘ trägt. Dort werden einige Fehler des ZB aufgeführt, wie zum Beispiel mangelnder ideologischer Aufbau der Partei und ungenügende Vorbereitung auf die Illegalität. Abschließend wird dann festgestellt, die gleichen Fehler seien auch die Fehler anderer ml-Organisationen. Zweifellos stimmt es, daß auch wir in der KPD/ML den ideologischen Aufbau der Partei vernachlässigt haben, und auch wir haben die Partei ungenügend auf die Illegalität vorbereitet. Aber was soll die Feststellung, die Fehler des ZB seien auch die Fehler anderer Organisationen? Will das ZB etwa behaupten, es gäbe keinen wesentlichen Unterschied, keine schwerwiegenden ideologischen und politischen Widersprüch zwischen den verschiedenen Organisationen in der maristisch-leninistischen Bewegung in Westdeutschland und Westberlin? Wir sind allerdings der Meinung, daß es sehr wohl schwerwiegende Differenzen zwischen den verschiedenen Organisationen in der revolutionären und marxistisch-leninistischen Bewegung gibt. Und zwar sind wir der Meinung, und dies ist dem ZB bekannt, daß der entscheidende Widerspruch dabei darin zu suchen ist, welche Bedeutung man dem Kampf gegen den modernen Revisionismus beimißt, und wie dieser Kampf geführt werden muß. Gerade hier sehen wir in der Linie des ZB – entschuldigt den harten Ausdruck – eine ganz faule Stelle.

Mißtrauen gegenüber den Massen?

Wir werden auf dieses Problem noch näher eingehen. Zunächst jedoch noch zu einem anderen Punkt, der im Zusammenhang mit dem ideologischen Parteiaufbau vom ZB angesprochen wird. Da schreibt das ZB in dem Abschnitt ‚Unsere Fehler‘ folgendes:

‚Böse Zungen in der Bewegung behaupten, wir hätten unsere Genossen für dumm gehalten, und sie sehen die offene Kritik im Zentralorgan als eine Schwäche an. Aber sie irren sich gewaltig. Wir haben dem Kampf um die proletarische Ideologie zweifellos Bedeutung beigemessen, aber nicht genügend!‘ Warum verschweigt das ZB an dieser Stelle, daß die ‚bösen Zungen in der Bewegung‘ dem ZB hauptsächlich und ganz konkret vorwerfen, daß es in seiner Organisation genau die Punkte des Statuts außer Kraft gesetzt hat, die das Prinzip der Demokratie in der Partei garantieren? Außer Kraft gesetzt wurde das Recht der Mitglieder, die Leitungen zu wählen. Und außer Kraft gesetzt wurde das Recht der Mitglieder, mit einem Drittel der Stimmen einen Parteitag einzuberufen. Das bedeutet schlicht und einfach, die Mitglieder können auch mit Mehrheit ihre politischen Ansichten nicht durchsetzen. Und es bedeutet schlicht und einfach, daß die Leitungen, insbesondere die Zentrale, nicht von den Mitgliedern gewählt und auch nicht von den Mitgliedern abgesetzt werden können.

Wie kann man aber davon reden, daß man den ideologischen Aufbau konsequent anpacken will, ohne dabei mit einem Sterbenswörtchen darauf einzugehen, daß die Demokratie in der Organisation praktisch ausgeschaltet wurde? Besteht da nicht der Verdacht, daß das ZB zwar die Organisation ideologisch aufbauen will, daß es aber den Mitgliedern keinen Einfluß darauf gewähren will, in welchem Sinne der ideologische Aufbau erfolgen soll. Fürchtet das ZB, daß die Mitglieder die Frage des Inhalts, des ideologischen Aufbaus der Partei in einem anderen Sinne stellen könnten, als das ZB es wünscht? Besteht da nicht der Verdacht, daß das ZB Grund hat, seinen eigenen Mitgliedern zu mißtrauen? Ist dies nicht eine extreme Form, den Massen zu mißtrauen?

Furcht vor dem Marxismus-Leninismus

Mao Tsetung hat uns gelehrt, daß wir auf die Massen vertrauen, uns auf die Massen stützen müssen. Mao Tsetung hat uns gelehrt, daß wir nur auf diese Weise den Revisionismus schlagen und die proletarisch-revolutionäre Linie zum Sieg führen können. Besteht da nicht der Verdacht, daß das ZB gar nicht daran interessiert ist, den Revisionismus zu schlagen? Leider gibt es zuviele dunkle Punkte in der Linie des ZB, die uns immer wieder auf dieses Problem, auf das Problem des Kampfes oder vielmehr des mangelnden Kampfes gegen den modernen Revisionismus stoßen. So zum Beispiel die Tatsache, daß in der ‚KPD/ML‘-Rote Fahne nicht die Original-Texte der Klassiker geschult werden, sondern lediglich Schulungs-Texte, die das ZB selbst verfaßt hat. Das ist bekanntlich eine Praktik, die auch von den Revisionisten angewendet wird, und zwar aus dem einfachen Grund, weil sie den wahren Marxismus-Leninismus fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Wir wollen nicht hoffen, daß auch das ZB den wahren Marxismus-Leninismus fürchtet.

Die Entstehung der ‚KPD/ML‘-Rote Fahne

Aber nehmen wir einmal einen anderen sehr dunklen Punkt in der Linie des ZB. Es handelt sich um die Frage der Entstehung der ‚KPD/ML‘-Rote Fahne. Bekanntlicherweise ist die ‚KPD/ML‘-Rote Fahne als Abspaltung einer Gruppe von der KPD/ML entstanden, einer Gruppe, deren Führer ein rechtsopportunistisches Programm zur Grundlage ihres Fraktionismus und ihrer verantwortungslosen Spaltertätigkeit gemacht hatten. Man sollte meinen, wenn die Führer dieser Organisation zur Frage der Einheit der Marxisten-Leninisten in ihrem Zentralorgan Stellung beziehen, würden sie in diesem Zusammenhang auch auf die Spaltung, aus der ihre Organisation entstanden ist, eingehen. Das ist aber weit gefehlt. Davon steht in der Stellungnahme des ZB nicht ein einziges Wort. Das ZB scheint zu glauben, es komme um dieses ihm offensichtlich unangenehme Thema durch den lächerlichen Trick herum, daß es unsere Partei, die KPD/ML einfach für nicht existent erklärt. Wir wollen an diesem Punkt nicht näher auf die Einzelheiten der damaligen Spaltung eingehen, sondern vielmehr darauf, was das ZB an anderer Stelle selbst über die ideologische und politische Entstehung seiner Organisation festgestellt hat.

Bekanntlicherweise sind alle marxistisch-leninistischen Parteien, die als Konsequenz der Entartung der alten KP gegründet worden sind, im scharfen Kampf gegen diesen Verrat der modernen Revisionisten entstanden. Die albanischen Genossen haben dazu folgendes gesagt:

‚Der Kampf Auge um Auge, Zahn um Zahn, die Isolierung und schonungslose Enthüllung der revisionistischen Cliquen sind der einzige Weg, um die modernen Revisionisten zu zerschlagen und zu erledigen und den Sieg des Marxismus-Leninismus zu sichern. Dieser Weg ist auch der einzige Weg, um neue marxistisch-leninistische Parteien zu gründen und zu festigen. Welche der wahren Ideologie der Arbeiterklasse und dem proletarischen Internationalismus ergeben sind, er ist auch der einzige Weg, welcher zum Sieg der Revolution über die Konterrevolution führt.‘

(Am Vorabend der revisionistischen Posse in Moskau, Artikel aus ‚Zeri i Populit‘, Zentralorgan der Partei der Arbeit Albaniens, 28.5. 1969, Tirana)

Was sagt aber das ZB über die Entstehung seiner Organisation, der ‚KPD/ML‘- Rote Fahne? Das ZB macht dazu die interessante Feststellung, daß bei der praktischen Formierung der ‚KPD/ML – Rote Fahne ‚als einer bolschewistischen Partei‘ der Kampf gegen die ‚Gruppe Roter Morgen‘, gegen den sogenannten ‚Ezrismus‘, von weitaus größerer Bedeutung war als der Kampf gegen den Revisionismus‘ (siehe Parteiaufbau-Broschüre der ‚KPD/ML‘ – Rote Fahne).

Wir wollen nicht bezweifeln, daß es wirklich so gewesen ist, wie das ZB festgestellt hat.  Wir haben in der Tat von einem Kampf der ‚KPD/ML‘ – Rote Fahne gegen den modernen Revisionismus nicht viel gemerkt. Aber, und diese Frage richten wir wieder insbesondere an die Mitglieder und Sympathisanten der ‚KPD/ML‘ – Rote Fahne, ist es nicht äußerst merkwürdig, daß gerade eure Organisation offenbar die einzige ‚Partei‘ der Welt ist, die als marxistisch-leninistisch gelten will, sich auf Mao Tsetung beruft, und die nicht vor allem im Kampf gegen die Cliquen der modernen Revisionisten entstanden ist, und die es, nach Aussagen eurer Führer, auch nicht nötig hat, sich hauptsächlich im Kampf gegen die Cliquen der modernen Revisionisten zu festigen?

Das ist unserer Meinung nach in der Tat sehr merkwürdig. Und gibt außerdem Aufschluß darüber, daß das ZB unter ideologischem Parteiaufbau etwas ganz anderes versteht als normalerweise die Marxisten-Leninisten. Normalerweise verstehen die Marxisten-Leninisten unter ideologischem Parteiaufbau vor allem: konsequenter ideologischer Kampf gegen das Gift des modernen Revisionismus.

Wozu dient die Sophistik?

Es ist nicht ausgeschlossen, daß das ZB sich winden wird und sich dadurch herausreden will, daß es ja nur von der praktischen Formierung gesprochen habe. Aber es wäre schon ein seltsames Verständnis von der dialektischen Beziehung zwischen Theorie und Praxis, würde man annehmen, eine bolschewistische Partei könne sich als solche auf der einen Seite praktisch hauptsächlich gegen den ‚Links’opportunismus (im Sprachgebrauch des ZB heißt ‚Ezrismus‘ so viel wie ‚Links’opportunismus) und auf der anderen Seite ideologisch und theoretisch hauptsächlich im Kampf gegen den modernen Revisionismus formieren.

Allerdings wäre es nicht das erste Mal, daß das ZB eigentümliche Vorstellungen über Dialektik entwickelt. So vertritt das ZB den Standpunkt, und auch hier sind wir wieder beim gleichen Problem, nämlich beim Verhältnis des ZB zum modernen Revisionismus, der entscheidende Grund für die Entartung der heute revisionistischen Parteien, im Besonderen auch der KPD und der SED sei der Druck durch die sowjetischen Revisionisten gewesen. Im Gegensatz dazu gehen wahre Marxisten-Leninisten davon aus, daß der entscheidende Grund für die Entartung einer kommunistischen Partei in nichts anderem bestehen kann als in der Vernachlässigung des ideologischen Kampfes gegen die Tendenzen des Revisionismus innerhalb und außerhalb der Partei. Mao Tsetung hat uns doch gelehrt, daß vom Standpunkt der Dialektik jedes Ding sich aufgrund seiner inneren Widersprüche in einer bestimmten Art entwickelt und daß die äußeren Bedingungen nur vermittels der inneren Widersprüche wirken. So kann zum Beispiel auch die wärmste Sonne oder die fleißigste Henne niemals einen Stein in ein Küken verwandeln; und ich kann einen Laternenpfahl so fleißig düngen, wie ich will, er wird niemals Blüten und Früchte treiben. Als dieser Einwand gegenüber dem ZB gebracht wurde, antworteten die Dialektiker vom ZB folgendermaßen: Dieser Einwand zeige, daß die Genossen ein ‚dogmatisches Verständnis von Dialektik‘ hätten, denn sonst müßten sie doch einsehen, daß es in jedem Widerspruch eine Hauptseite gibt, und in diesem Falle sei es nun einmal so bestellt, daß die äußeren Bedingungen die Hauptseite gewesen seien.

Das ZB ist mit anderen Worten also der Meinung: in dem den heutigen revisionistischen Parteien innewohnenden Widerspruch zwischen proletarischer und bürgerlicher Linie wurden die äußeren Bedingungen zur Hauptseite und deshalb siegte die bürgerliche Linie. Fürwahr – eine sehr eigenartige Auffassung von Dialektik; oder hat das ZB hier vielleicht Dialektik mit Sophistik verwechselt? Das ZB soll doch einmal versuchen, mit seiner Art von ‚Dialektik‘ die Tatsache zu erklären, daß beispielsweise die Partei der Arbeit Albaniens nicht revisionistisch entartet ist, obwohl der äußere Druck vonseiten des Sowjetrevisionismus auf die Partei der Arbeit unbestreitbar sehr stark war. Es ist natürlich klar, daß mit Sophistik – und es ist offensichtlich, daß das Gerede von der ‚Hauptseite äußere Bedingungen‘ Sophistik reinsten Wassers ist – daß mit der Sophistik rein gar nichts erklärt werden kann. Höchstens kann man damit etwas verwischen. Wir fragen unsere Lesser und insbesondere die Genossen von der ‚KPD/ML‘ – Rote Fahne: ist es ein Zufall, daß das ZB gerade in dieser Frage, wo es darum geht, wie und warum eine Partei revisionistisch entarten kann und wie und warum im Besonderen die KPD und die SED revisionistisch entartet sind – daß ausgerechnet in dieser Frage das ZB zum Mittel der Sophistik greifen mußte? Wir wären schlechte Marxisten-Leninisten, wenn wir hier an einen Zufall glauben würden. Oder ist es nicht etwa so, daß das ZB seine sophistische Wendung benötigt, um seinen Versuch, die Bedeutung des ideologischen Kampfes gegen den modernen Revisionismus herunterzuspielen, besser tarnen zu können? Und ist es nicht etwa so, daß das ZB sich durch diese Sophistik die ‚theoretischen‘ Voraussetzungen schafft, daß es die Tatsache besser verschleiern kann, daß in der Politik der KPD und SED auch schon vor ihrer endgültigen Entartung sehr starke opportunistische und revisionistische Abweichungen aufgetreten sind? Genauso ist es.

Die Etappen-Theorie des ZB

Das ZB vertritt tatsächlich die Auffassung, die Politik der KPD nach 1945 und die Politik der SED sei bis zum XX. Parteitag der KPdSU 1956 vollständig korrekt gewesen. Aber das ZB vertritt nicht nur diese Auffassung – es hat sogar die opportunistischen Abweichunen in der Politik dieser Parteien, die schon vor ihrer revisionistischen Entartung aufgetreten sind, übernommen, ’schöpferisch‘ weiterentwickelt und versucht nun, diesen revisionistischen Plunder in die marxistisch-leninistische Bewegung einzuschmuggeln. Das bedeutendste Produkt dieser Art, welches das ZB hervorgebracht hat, ist die ‚Theorie‘ von den Etappen der Revolution in einem imperialistischen Land, wie es die Bundesrepublik ist.  Das ZB hat die revisionistischen Abweichungen der KPD nach 1945 und der SED in der Anwendung der Volksfronttaktik und der Frage der antifaschistisch-demokratischen Revolution übernommen und daraus eine revisionistische Theorie der Etappen der Revolution in Westdeutschland gemacht. Diese ‚Theorie‘ besagt, daß, wenn der Klassenkampf sich zuspitzt und die Bourgeoisie dazu übergeht, die bürgerlich-demokratische Herrschaftsform durch offen faschistische Formen der Herrschaft zu ersetzen – daß in einer derartigen Situation das strategische Ziel des Proletariats, der Sturz der Herrschaft der Bourgeoisie und die Errichtung der Diktatur des Proletariats, ersetzt werden müsse durch das strategische Ziel der Wiedererringung der bürgerlichen Demokratie. So macht das ZB aus der Taktik zur Schaffung der Volksfront im Kampf gegen die faschistische Herrschaft, aus der besonderen Taktik des revolutionären Sturzes des faschistischen Regimes, eine Strategie des Verzichts auf die sozialistische Revolution.

Karl Marx und das ZB

Das ZB geht jedoch noch einen Schritt weiter und verlangt von der Arbeiterklasse die Unterordnung seiner Klasseninteressen unter die sogenannten ‚allgemein gesellschaftlichen Interessen‘. Wir zitieren aus dem theoretischen Organ des ZB, dem ‚Bolschewik‘ Nr. 6, Seite 68:

‚Daher ist es in vielen Etappen des Klassenkampfes aufgrund einer Einschätzung der gegenwärtig wirkenden Klassenkräfte notwendig, die Interessen der Arbeiterklasse den allgemeinen Interessen der Gesellschaft unterzuordnen…‘

Obgleich dieser Standpunkt im direkten Gegensatz zu den grundlegenden Erkenntnissen des Marxismus steht, erfrecht sich das ZB, zu seiner Rechtfertigung die bekannte Feststellung von Karl Marx zu mißbrauchen, daß das Proletariat, um sich selbst zu befreien, die gesamte Menschheit befreien müsse. Aber was besagt diese Feststellung von Karl Marx wirklich? Sie besagt nichts anderes, als daß das Proletariat aufgrund seiner Klassenlage seine eigene Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung nur erlangen kann, wenn es jegliche Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen abschafft. Sie besagt weiter, daß das Proletariat, um seine eigenen Klasseninteressen zu verwirklichen, die Klassen überhaupt abschaffen, daß es die klassenlose Gesellschaft, den Kommunismus schaffen müsse. Marx sagt also genau das Gegenteil von dem, was uns das ZB weismachen will: Er sagt uns, daß das Proletariat seine Klasseninteressen durch die proletarische Revolution konsequent durchsetzen müssen, und daß eben dadurch die gesamte Menschheit befreien wird.

Ulbricht und das ZB

Das ZB verlangt von der Arbeiterklasse jedoch nicht nur, daß sie ihre Klasseninteressen ‚den allemeinen Interessen der Gesellschaft unterordnen‘ müsse, das ZB verlangt auch, daß die Arbeiterklasse im Kampf gegen den Faschismus ihre führende Rolle aufgeben solle. Zu diesem Zweck beruft sich das ZB – auf wen wohl? Auf niemand anderen natürlich als auf den Renegaten Ulbricht.

‚In einigen Versammlungen wurde die Frage gestellt, welche Partei gegenwärtig die führende sei: Nach meiner Meinung geht eine solche Fragenstellung offenkundig von einem etwas engen Parteiinteresse aus. Wichtig ist es, zu sagen: Gegenwärtig führt die Einheitsfront der beiden Arbeiterparteien, der KPD und der SPD, und der Block der vier antifaschistischen-demokratischen Parteien.‘

(Ulbricht, Werke Band III, S. 405)

Und ferner sagte Ulbricht:

‚Die Kommunistische Partei ist eine Partei des Volkes, denn wir sagen im Aktionsprogramm, was getan werden muß, damit das normale Leben der Bevölkerung wieder in Gang kommt.‘ (Band II, Seite 436)

Diesen revisionistischen Standpunkt vertrat Ulbricht nach dem Krieg in der sowjetisch besetzten Zone und vor der Verschmelzung von SPD und KPD zur SED. Diese Verschmelzung, die von Ulbricht offenkundig bereits vom Standpunkt des Verzichtes auf die führende Rolle der Arbeiterklasse in der antifaschistisch-demokratischen Revolution betrieben wurde, führte infolge der opportunistischen Art und Weise, wie sie durchgeführt wurde, zu dem Ergebnis der Liqudierung des bolschewistischen Charakters der Partei. Das ZB verteidigt dieses Vorgehen der Ulbricht-Clique voll und ganz. Auf die Kritik eines Genossen R.  an diesem Standpunkt antwortet das ZB klipp und klar:

‚Wir haben die historische Situation dargelegt, und nachgewiesen, daß Genosse R.  in

allen Punkten ‚linke‘ Fehler macht. Und daß Ulbricht in allen diesen Fragen die richtige marxistisch-leninistische Linie vertrat.‘

Die Liquidierung des bolschewistischen Charakters der Partei bedeutet praktisch den Verzicht auf die führende Rolle des Proletariats. Nur durch die bolschewistische Partei

kann die Arbeiterklasse ihr Führungsrolle in der Revolution verwirklichen. Die harten Tatsachen, denen wir heute gegnüberstehen, das Renegatentum der Ulbricht-Clique, die Entartung des Arbeiter- und Bauernstaatess in der DDR zu einem bürgerlich-revisionistischen Ausbeuterregime, die Restauration des Kapitalismus in der DDR, diese Tatsachen sprechen eine klare Sprache. Das hindert jedoch das ZB keineswegs daran, die revisionistische Theorie Ulbrichts von der Volkspartei zu übrnehmen und in seinr Etappen-Theorie neu aufzupolieren.

Angesichts dieser revisionistischen Positionen, die das ZB in seinem theoretischen Organ als nach eigener Aussage wichtige Elemente seiner programmatischen Arbeit entwickelt hat, erscheint es nicht mehr verwunderlich, daß das ZB den Mitgliedern seiner Organisation die Klassiker des Marxismus-Leninismus in der Schulung vorenthält.

Wo steht G.G.?

Das ZB hat des öfteren festgestellt, daß der theoretische Kampf gegen den modernen Revisionismus heute im wesentlichen schon als beendet angesehen werden könne, daß die albanischen und chinesischen Genossen diesen Kampf für uns geführt hätten, daß dieser Kampf heute für uns kaum mehr Bedeutung habe. Ist es nicht naheliegend, anzunehmen, daß das ZB diese Behauptung nur aus dem einen Grund aufgestellt hat, weil es gar kein Interesse daran hat, den Revisionismus ideologisch, politisch und organisatorisch zu schlagen? Beweisen die ‚theoretischen‘  Produkte des ZB nicht eindeutig, daß es dem ZB vielmehr darum geht, den modernen Revisionismus unter dem Deckmantel der Berufung auf den Marxismus, den Leninismus und die Maotsetungideen in der marxistisch-leninistischen Bewegung zu verbreiten. Wäre es nicht größte Naivität, wenn man angesichts der ständigen Versuche des ZB, in jeder Hinsicht vom Kampf gegen den modernen Revisionismus abzulenken, noch glauben würde, es handele sich bei seinen revisionistischen Positionen nur um einige Fehler, nur um einige Ausrutscher?

Wir sind Marxisten-Leninisten, wir haben deshalb eine gewaltige Verantwortung vor der Arbeiterklasse und können uns aus diesem Grund derartige Naivitäten nicht erlauben. Wir fordern alle Mitglieder und Sympathisanten der ‚KPD/ML‘- Rote Fahne aus, sich ernsthaft die Frage zu stellen, und gewissenhaft zu untersuchen, ob es sich bei der Politik des ZB nicht um den von Mitgliedern des ZB systematisch und bewußt betriebenen Versuch handelt, die marxistisch-leninistische Bewegung zu zersetzen und auf den Boden des modernen Revisionismus zu zerren. Wir erinnern daran, daß G.G., heute einer der entscheidenden Führer im ZB, früher einmal, als er noch der Häuptling eines Bochumer Studentenzirkels war, den Kampf gegen den ‚Maoismus‘ zu seiner Aufgabe erklärt hat. Kann die Politik des ZB uns davon überzeugen, daß G.G. diesen Plan inzwischen aufgegeben, daß er seinen politischen Standort gewechselt hat? Allein die von uns in diesem Test aufgeführten Tatsachen – und es ließen sich noch viele Tatsachen dieser Art anführen – zwingen uns zu der Annahme, daß eher das Gegenteil der Fall ist.

Klarheit schaffen!

Wir werden es nicht bei dem vorliegenden Beitrag zur Diskussion der Linie des ZB bewenden lassen. Wir werden uns künftig noch ausführlicher mit den Theorien des ZB, aber auch mit der praktischen Politik der ‚KPD/ML‘ – Rote Fahne, mit ihrer Agitation und Propaganda im Betrieb und auf der Straße befassen. Wir werden dies tun, um Klarheit darüber zu schaffen, welche Kräfte in der marxistisch-leninistischen Bewegung Deutschlands und Westberlins wirklich bereit sind, bedingungslos den Weg des Marxismus, des Leninismus und der Maotsetungideen, den revolutionären Weg der Vorbereitung und Durchführung des gewaltsamen Sturzes der Bourgeoisie und der Errichtung der Diktatur des Proletariats zu gehen. Und wir werden schonungslos diejenigen Elemente entlarven, die sich in der marxistisch-leninistischen Bewegung eingenistet haben, und die das Ziel verfolgen, die Revolutionäre in den Sumpf des Opportunismus, in den Sumpf des modernen Revisionismus zu zerren. Nur auf diese Weise wird es möglich sein, die Einheit aller wahren Marxisten-Leninisten in der bolschewistischen Partei des Proletariats zu erringen und dem modernen Revisionismus weitere Schläge zu versetzen.

Vorwärts auf dem Weg des Marxismus, des Leninismus und der Maotsetungideen!

Vorwärts auf dem Weg zur proletarischen Revolution!

Es lebe die Einheit aller wahren Marxisten-Leninisten in der bolschewistischen Partei !

 

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