Mehr als unsachliche Polemik

ROTER MORGEN, 7. Jg., 10. Februar 1973

Die Hetztiraden der ‚KPD/AO‘

Der Kampf um die Einheit der Marxisten-Leninisten in der KPD/ML macht gegenwärtig rasche Fortschritte. Große Teile der ZB-Organisation (Gruppe ‚Rote Fahne/Bochum‘) haben im Kampf gegen jene Führer, die 1970 die KPD/ML gespalten haben und danach ihre neorevisionistische Linie verbreiteten, den Schritt zur KPD/ML gemacht. Mit den weiteren Siegen über den Revisionismus jeder Schattierung, mit der Tendenz zur wachsenden Einheit, fallen auch die spalterischen Zirkelhäuptlinge in immer wildere Töne:

Mit dieser Überschrift in der ‚Roten Fahne‘ Nr.67 glauben die Führer der ‚KPD/AO‘ scheinbar Arbeiter, Kommunisten von ihrem Willen zur Einheit überzeugen zu können. Im Artikel geht es mit Angriffen gegen unsere Partei und ihren Vorsitzenden weiter: „Er ist in seiner Argumentation noch dümmer und haltloser, .  . . noch wütender und überschnappender . . .“ oder: (Die KPD/ML besteht gegenwärtig) „eigentlich nur noch in der Reiseroute des Vorsitzenden Ernst Aust, der mit Vortragsabenden in verschiedenen Städten der BRD den Schein der nationalen Organisation aufrechtzuerhalten versucht.“

Soll man sich lange über eine solche unsachliche Polemik aufregen? Soll man achtlos daran vorbeigehen? Beides wäre falsch. Hinter solcher unsachlicher Polemik verbirgt sich mehr, als ‚nur‘ das Spaltertum, der fehlende Willen zur Einheit aller Revolutionäre gegen den gemeinsamen Feind.

Um zwei Punkte kommen die Spalter nicht herum:

  1. Die Gründung der KPD/ML wurde notwendig durch den Verrat der modernen Revisionisten, die die Kommunistische Partei in Deutschland liquidierten.
  2. Die KPD/ML konnte nur im ständigen Kampf gegen den modernen Revisionismus entstehen und weiter erstarken.

Hunderte von ‚Argumenten‘ werden in dicken Broschüren der Zirkel genannt, die ihre Existenzberechtigung als ‚Partei‘ oder ‚Parteiaufbauorganisation‘ ‚begründen‘ sollen. Aber klare Antwort auf die zwei Punkte können sie nicht geben:

Warum gründen die Zirkel neue ‚Parteien‘, wenn sie nicht gleichzeitig nachweisen können, daß die KPD/ML revisionistisch entartet ist. Wie können sie im Kampf gegen andere ideologische Strömungen als dem Revisionismus als ‚Kommunistische Partei‘ entstanden sein, wenn der moderne Revisionismus gerade die Neu-Gründung einer marxistisch-leninistischen Partei notwendig machte.

Sehen wir, was das neueste Argument auf dem Markt der Zirkel ist. Die Gruppe NRF befindet sich noch im Stadium der ‚Parteiaufbauorganisation‘. (Zum NRF nehmen wir noch gesondert Stellung). Sie wirft daher dem Zirkel ‚KPD‘/AO vor, voreilig die ‚Partei‘ ausgerufen zu haben. Da muß sich die ‚KPD‘/AO schleunigst abgrenzen. Sie läßt ihr früheres ‚Argument‘ gegen die ‚voreilige Gründung der KPD/ML‘ fallen und meint jetzt, voreilig sei die Gründung der KPD/ML 1968/69 nicht gewesen. Aber:

„Was dagegen sprach, was diese Gründung (der KPD/ML) kompromittierte und was die (ML-)Bewegung selbst ruinierte, waren die Leute, die sich schließlich als Gründer der Partei und als Führung der ML-Bewegung durchsetzten, allen voran der Intrigant und Hochstapler Ernst Aust.“

„Daß die ML-Bewegung trotz ihrer objektiven Schwäche nicht zu einer kommunistischen Bewegung in der Arbeiterklasse sich entwickeln konnte, daß die Gründung der KPD/ML die vorhandenen Ansätze im Gegenteil erstickte, ist das hauptsächliche Verdienst dieses Ernst Aust . . „ (RF Nr. 74)

Wir wollen der ‚KPD‘/AO nicht vorwerfen, daß sie dem Vorsitzenden unserer Partei, also einer Einzelperson, in bürgerlicher Manier die Fähigkeit zuschreibt, über das Schicksal einer  ganzen Bewegung zu entscheiden. Schließlich schreibt die ‚KPD‘/AO im vorigen Artikel von der ‚Dummheit Ernst Austs und des ganzen Roten Morgen‘: (RF Nr. 67) 

Interessant ist vor allem die Behauptung, die marxistisch-leninistische Bewegung sei keine kommunistische Bewegung gewesen. Die Hetze gegen Genossen Ernst und die Diffamierung der ML-Bewegung als vorübergehende kleinbürgerliche Modekrankheit kennen wir zur Genüge von der D’K’P. Aber die ‚KPD‘/AO liefert dafür neue Begründungen:

Spaltenlang zitieren sie revisionistische Artikel aus dem ‚Blinkfüer‘, der Zeitung der illegalen KPD, die zwischen 1953 und 1966 von Ernst Aust herausgegeben worden ist Die ‚KPD‘/AO-Führer zetern: Sieh da, Revisionismus durch und durch. Erhaben stellen sich die Führer der ‚KPD‘/AO hin, protzen von ihren großen Zeiten in der APO-Bewegung, und weisen mit dem Finger auf Kommunisten wie Ernst Aust, der jahrelang in der kommunistischen und Arbeiterbewegung gekämpft hat.

Vom harten Kampf zweier Linien in der KPD – kein Wort. Die Schwierigkeiten der damaligen Fraktionsarbeit in der illegalen KPD, die Drohungen, Erpressungen der revisionistischen Führer in der KPD gegen alle aufrechten Marxisten-Leninisten, die den Chruschtschow-Ulbricht-Kurs nicht mitmachten  – all das interessiert die AO-Häuptlinge nicht.

Es ist aber eine nachweisbare Tatsache, daß Genosse Aust sich erfolgreich dagegen wehrte, Hetzartikel gegen die KP Chinas schreiben zu müssen. Dennoch wurden im Blinkfüer, der unter seinem Namen herauskam, revisionistische Artikel veröffentlicht. Das kann aber nur die studentischen ‚Arbeiterführer‘ der ‚KPD‘/AO verwundern. Sie können sich nicht vorstellen, daß ein Kommunist, der jahrelang im Geist der Parteitreue, der proletarischen Disziplin erzogen wurde und kämpfen lernte, daß ein solcher Kommunist nicht sofort die Partei verläßt, wenn er mit den Beschlüssen der zentralen Leitungen nicht einverstanden ist. Für die heutigen Zirkelführer ist die Sache natürlich einfacher: Sie wechseln ja ständig ihre ‚Parteien‘ wie ein altes Hemd.

Ernst Aust dagegen hat damals unter den schwierigsten Bedingungen weiter in der KPD für die korrekte Linie gekämpft. Unsere neunmalklugen ‚KPD‘/AO-Führer zitieren eine antichinesische Tirade aus dem Blinkfüer von 1966. Auch diese stammt nicht aus der Feder des Genossen Aust. Tatsache ist, daß damals eine antichinesische Ausgabe herausgegeben wurde, während sich Genosse Aust in Hannover befand. Nach seiner Rückkehr war auch die    

Auseinandersetzung über diese revisionistische Machenschaft der Anlaß, dass Genosse Aust den endgültigen Bruch mit der bürgerlich entarteten KPD vollzog.

Was den Kampf der Studentenbewegung und ihrer Führer gegen den Revisionismus angeht, so sind wir darauf schon früher eingegangen. Zur Erinnerung: in der Gründungserklärung der ‚KPD-Aufbauorganisation‘ von 1970 war kein Wort die Rede vom Kampf gegen den Revisionismus. Oder nehmen wir die RPK Nr. 100 (Rote Presse Korrespondenz – Organ der  Westberliner ‚Linken‘), wo noch 1971 die ‚KPD‘/AO folgendermaßen sich den Revisionisten in der SEW anbiedert:

„Wir wissen, daß seit 1946 und besonders nach der Errichtung der Mauer die damalige SED-Westberin entschlossen an der Sache des Sozialismus festhielt.“

Ist das der Kampf gegen den modernen Revisionismus nach der Linie ‚Aug um Aug, Zahn  um Zahn‘, wie die albanischen Genossen sagen? Oder etwa die darauffolgende Aufforderung der ‚KPD‘/AO an die ‚Mitglieder und Funktionäre der SEW  . . . zur offenen und umfassenden Auseinandersetzung um die Grundfragen der kommunistischen Bewegung‘?

Der AO-Argumentation ließen sich tausend Stricke drehen. Werfen sie Genossen Aust einerseits vor, zu lange in der KPD geblieben zu sein, werden sie ihm andererseits vor, keine  starke Fraktion zustande gebracht zu haben . . . Lassen wir das.

Schauen wir, wo hinter der Polemik der AO-Spalter sich des Pudels Kern versteckt. Die AO behauptet, also, die ML-Bewegung sei ‚ruiniert‘, sei keine kommunistische Bewegung in der Arbeiterklasse gewesen (s.o.). Die Arbeiterbewegung war vollkommen bürgerlich-revisionistisch entartet, den Kampf zweier Linien gab es nicht. Kurz: die revolutionäre Arbeiterbewegung war tot. Die KPD-A(P)O fährt also fort, wo der APO-Theoretiker Marcuse aufgehört hat: Nicht aus der – verbürgerlichten Arbeiterbewegung, sondern aus der Studentenbewegung (Auseinandersetzung von „Fraktionen der westberliner und anderer ‚Linken‘“, RF Nr. 74) entstand die neue kommunistische Bewegung. Des Pudels Kern liegt offen da:

Die kleinbürgerlichen Intellektuellen müssen die Führung innehaben.

Die Leugnung der Hegemonie des Proletariats in der Revolution ist aber nicht nur der Kern der revisionistischen Politik einer D’K’P, sondern auch aller spalterischen Zirkel wie z.B. einer ‚KPD‘/AO – den Feinden der Einheit aller Marxisten-Leninisten in e i n e r Partei, der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten.

Ehrliche Kommunisten in der ‚KPD‘/AO macht die Augen auf!

(Zur Linie und Politik der ‚KPD‘/AO wird in einem der nächsten Roten Morgen ausführlicher Stellung genommen).
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