Die brennenden Fragen der Bewegung

In der 1970er Jahre blühte das Zilkelwesen.

ROTER MORGEN, 6. Jg., 28. August 1972

Die Führer des KAB Tübingen müssen als Schrittmacher der D’K’P entlarvt werden !

Neben der KPD/ML gibt es heute eine Reihe von Organisationen, die sich kommunistisch nennen und auf den Marxismus-Leninismus und die Maotsetungideen berufen. Die KPD/ML kämpft entschlossen für die Einheit aller Marxisten-Leninisten in der KPD/ML. Bei den sich marxistisch-leninistisch nennenden  Organisationen muß sie daher unterscheiden, ob diese in den prinzipiellen Fragen einen korrekten Standpunkt vertreten oder ob die Führer dieser Gruppen die Bezeichnung ML nur als Tarnmantel benutzen, um revisionistische und andere bürgerliche Ansichten in die Arbeiterbewegung zu tragen. – Eine wichtige Antwort gibt bereits die Entstehungsgeschichte der verschiedenen Zirkel. Sind sie wegen der relativen Schwäche der Partei relativ unabhängig neben der Partei entstanden oder wurden sie von ihren Häuptlingen bewußt gegen die KPD/ML gebildet oder aufrechterhalten?

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KAB – Zentrum der Zirkelverteidiger

Nach der endgültigen Umwandlung der KPD in eine Agentur der Kapitalistenklasse war es die dringendste Aufgabe der westdeutschen und westberliner Kommunisten, konsequent auf eine Vereinigung der isolierten kommunistischen Genossen und der entstandenen versprengten kommunistischen Zirkel hinzuarbeiten. Das Ziel war die Schaffung einer wirklichen kommunistischen Partei, die das ruhmreiche Banner der Partei Karl Liebknechts,  Rosa Luxemburgs und Ernst Thälmanns weitertrug. Systematisch wurde diese Aufgabe seit Mitte 1967 von Ernst Aust und anderen Genossen durch die Herausgabe der marxistisch-leninistischen Zeitung Roter Morgen in Angriff genommen. Der schonungslose und prinzipienfeste Kampf gegen den modernen Revisionismus war wie bei der Schaffung aller jungen ML-Parteien ein untrennbarer Bestandteil dieser Aufgabe.

Den Kommunisten ist vollkommen klar, daß nur eine kommunistische Partei die Arbeiterklasse und ihre Verbündeten siegreich zur Diktatur des Proletariats führen kann. Vielen Intellektuellen aber, die aus der antiautoritären Bewegung stammten, und die sich jetzt dem Marxismus-Leninismus näherten, war dies gar nicht klar. Vielfach lehnten sie eine  bolschewistische Partei, die nach den Leninschen Prinzip von oben nach unten aufgebaut wird, ab. Sie glaubten, mit einer unverbindlichen Liga, einer Föderation oder einem Bund ohne eine straffe Disziplin, ohne eine starke Zentrale, ohne klare Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit auszukommen.

Ein kleiner Teil der damaligen kommunistischen Zirkel klammerte sich deshalb an die Weiterexistenz des Zirkelwesens und ging Ende 1968 offen gegen die Gründung der KPD/ML vor. In Worten erkannten sie die Notwendigkeit einer kommunistischen Partei zwar an, in Wirklichkeit traten sie aber gegen die Schaffung der Partei auf. Dazu erfanden sie eine Unmenge von Gründen, warum zur Zeit in Westdeutschland die Schaffung einer kommunistischen Partei noch nicht möglich oder notwendig sei. Zentrum dieser Zirkelverteidiger  wurde die Gruppe Rebell (später Kommunistischer Arbeiterbund – KAB). Sie erklärte zur beabsichtigten Parteigründung: ‚Das ist ein revisionistischer, bürokratischer Arbeitsstil!!! Genauso, nämlich von oben nach unten haben die Revisionisten ihre Spalterpartei D‘K’P gegründet.‘ (Rebell 27.12. 1968)

Dieser Vorwurf taucht bei der Gruppe Rebell immer wieder auf. So heißt es zum Beispiel im Juli 1969: ‚Warum behaupten wir, die Aust-Clique sei bürokratisch-dogmatisch? Wer eine proletarische Partei nach dem Schema gründet, das Kurt Bachmann mit der D‘K’P-Gründung entworfen hat, nämlich den Aufbau von ‚oben nach unten‘, der beweist, daß er seine organisatorischen Prinzipien den Arsenalen des Bürokratismus, wenn nicht gar Revisionismus entnommen hat . . .‘

Die Rebellgruppe hatte den vollständigen Verrat der modernen Revisionisten an der Arbeiterklasse gar nicht begriffen. Ihr sogenannter Antirevisionismus wurde von antiautoritären Vorstellungen geprägt. Durch den unverschämten Vergleich mit der revisionistischen DKP wollten die Rebellhäuptlinge die KPD/ML und darüber hinaus den korrekten Aufbau einer kommunistischen Partei, wie ihn Lenin propagierte, als revisionistisch diffamieren. Im Kampf gegen die Menschewiki hat Lenin eindeutig klargestellt: ‚Im Grunde genommen begann die ganze Stellung der Opportunisten in der organisatorischen Frage bereits in den ersten Diskussionen über den ersten Paragraphen des Statuts in Erscheinung zu treten: Ihr Eintreten für eine verschwommene, nicht festgefügte Parteiorganisation; ihre Abneigung gegen den Gedanken (den ‚bürokratischen Gedanken‘) des Aufbaus der Partei von oben nach unten, ausgehend vom Parteitag und der von ihm geschaffenen Körperschaften.‘ (Lenin: Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück, Seite 19)

Die Opposition der Rebellgruppe gegen die Parteigründung war eindeutig menschewistisch! Die erfolgreiche Gründung der KPD/ML war deshalb auch ein Sieg gegen diese menschewistische Strömung, die ihre beschränkten Zirkelinteressen bis zum letzten verteidigen wollte.

Die Spaltungsversuche der Rebellführer hatten nicht den erhofften Erfolg. Die Liga wurde ein Schlag ins Wasser, da die bloße Ansammlung aller Kräfte, die gegen die Parteigründung waren, die Widersprüche nicht verkleistern konnte. Die führte zur Auflösung der Liga. Die Gruppe Rebell, die sich später in Kommunistischer Arbeiterbund (ML) umbenannte, schuf aber durch die Rechtfertigung des Zirkelgestrüpps bei vielen Genossen, die sich dem Marxismus-Leninismus näherten, Verwirrung und trug dadurch wesentlich zur Zersplitterung der kommunistischen Kräfte in Westdeutschland und Westberlin bei.

Spalterpolitik auf höherer Ebene 

Die KAB-Führung gab ihre Spalterpolitik, ihren Kampf gegen die KPD/ML, nie auf, nur wechselte sie gelegentlich die Taktik. So glaubten sie im Sommer 1970 durch Zusammenschluß mit der Gruppe Rote Fahne (Bochum) den Kampf gegen die KPD/ML von einer höheren Ebene führen zu können. Plötzlich war die Zeit reif für eine Partei! Schon wurde die ‚Vereinigte KPD/ML‘ ausgerufen. Doch es blieb bei der Proklamation, die geplante Hochzeit scheiterte. Einig waren sich beide Gruppen zwar über die rechtsopportunistische Linie, uneinig aber über die organisatorische Durchsetzung. Das Zentralbüro hielt dafür eine unabsetzbare Führungsgruppe am geeignetsten, deshalb strichen sie kurzerhand die Rechte ihrer Mitglieder aus dem Statut. Die KAB-Führung glaubte, dass die Propagierung des Menschewismus in Organisationsfragen ein unentbehrliches Mittel zur Zersplitterung der ML-Bewegung ist (Angeblich gelten die Leninschen Normen der Parteidisziplin nur für illegale Parteien). Diese taktischen Differenzen und der Streit um die personelle Zusammensetzung des gemeinsamen Führungsgremiums ließen die Vereinigung platzen. Nur Willy Dickhut wechselte damals mit einem knappen Dutzend Anhängern zum KAB über. Heute, zwei Jahre nach der verunglückten Parteigründung, wird diese Verschmelzung Dickhuts mit dem KAB zum KABD (Kommunistischer Arbeiterbund Deutschlands) als ‚Meilenstein auf dem Weg zur Schaffung der revolutionären Partei des Proletariats‘ (Rote Fahne, Tübingen, 8/72) gefeiert. Sie ist allenfalls ein Meilenstein des Betrugs und der politischen Hochstapelei der KABD-Führer.

Menschewismus auf der ganzen Linie

Menschewismus in Organisationsfragen ist nur eine Ausdrucksform der schwankenden Haltung von Kleinbürgern, die sich Kommunisten nennen, in Wirklichkeit sich aber der Hegemonie des Proletariats entziehen wollen, in der Partei und in der Revolution. Deshalb ist es kein Zufall, daß der KAB auf der ganzen Linie eine rechtsopportunistische Politik betreibt. Begründet wird diese Nachtrabpolitik mit der angeblichen Rückständigkeit der Massen. Es ist kein Zufall, daß sowohl die Liquidatoren, deren Führer fast ausschließlich Intellektuelle sind, als auch der KAB, dessen Führung sogar ausschließlich aus Studenten und Lehrkräften besteht, die gleiche Ausgangsbasis haben. Während die Liquidatoren die angebliche Rückständigkeit der Massen zum Anlaß nahmen, sich von den ‚bürgerlichen‘ Kämpfen der Massen abzusondern und in den Studierstuben ‚revolutionärer‘ Tätikeit nachgingen, dient den KAB-Führern die angebliche Rückständigkeit der Massen (‚die Arbeiterklasse ist noch nicht so weit‘) dazu, die Massen vom revolutionären Weg wegzuzerren. – Die Nachtrabpolitik des KAB läßt sich kurz so zusammenfaßen:

  1. Die Haupttendenz in Westdeutschland ist Reaktion
  2. Weil es in absehbarer Zeit keine revolutionäre Situation gibt, beschränken wir uns auf ökonomische und demokratische Teilforderungen.
Ungeistreiche Karrikatur des KAB


KAB-Führer: Haupttendenz ist Reaktion
 

Die Tage des Imperialismus sind gezählt, die Haupttendenz in der heutigen Welt ist Revolution! Das kann natürlich auch der KAB nicht offen bestreiten, wollte er sich nicht gleich als revisionistisch entlarven. Diese revolutionäre Perspektive gilt aber nicht nur allgemein für die Welt. Sie gilt auch für die Entwicklung in Westdeutschland und Westberlin: Die Arbeiterklasse ist auf dem Vormarsch, während das kapitalistische System immer mehr in eine Krise gerät. Diese Einschätzung der Entwicklung der Klassenkämpfe kam auf dem zweiten Parteitag der KPD/ML klar zum Ausdruck. Und die KPD/ML steht mit dieser Auffassung nicht allein:

Radio Tirana bringt dieselbe Einschätzung in seinen Sendungen klar zum Ausdruck.

Natürlich kann auch der KAB die Verschärfung der Klassenkämpfe in Westdeutschland nicht völlig unter den Tisch fallen lassen. Aber so erklärt er:‘Dieser Aufschwung darf aber nicht zu der Illusion verleiten, die BRD treibe in absehbarer Zeit auf eine objektiv revolutionäre Situation zu’. (Broschüre ‚Aktionseinheit oder Sektiererzirkus?, RJ Erlangen, Seite 3). In absehbarer Zeit keine revolutionäre Situation, die Revolution findet am Sankt Nimmerleinstag statt, mit dieser Auffassung stimmt der KAB hundertprozentig mit der revisionistischen DKP überein. Beim Kapital sieht man nur die Stärke (KAB: ‚Verschärfung der Monopoloffensive‘), bei der Arbeiterklasse nur die Schwäche (KAB: ‚Opfer der Monopoloffensive‘). Das Bild von der düsteren Perspektive der Arbeiterklasse erhält man, wenn man kein Vertrauen in die Massen hat, vor der scheinbaren Stärke des Kapitalismus kapituliert oder die Befreiung der Arbeiterklasse gar nicht zum Ziel hat. Die Karikatur des KAB gegen die KPD/ML und die korrekte Einschätzung ‚Haupttendenz in Westdeutschland ist Revolution‘ zeigt dies klar. Der KAB zeichnet eine friedliche Idylle, wie sie die Kapitalisten gerne sähen. Nur ein ‚Superlinker‘ der KPD/ML stört diese Ruhe. Aber diese Karikatur erweist sich als Bumerang für die KAB-Führer. Denn sie zeigt, sie haben den gleichen Blickwinkel und das gleiche Ziel wie die Kapitalisten: friedliche Unterordnung der  Arbeiterklasse unter die kapitalistische Ausbeuterordnung.
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Der Weg der kleinen Schritte

Das für die Arbeiterklasse angeblich so trostlose Bild ist für die KAB-Häuptlinge nur ein Mittel, um ihre rechtsopportunistische Politik besser rechtfertigen zu können. Welchen Weg weisen sie der Arbeiterklasse? Sie erklären, daß der ‚Kampf für die Teillösungen und Teilforderungen in der jetzigen Phase des Klassenkampfes in den Vordergrund rückt‘ (RJ-Broschüre, Seite 14) und weiter: ‚Unser gegenwärtiger Kampf, unsere nächsten Ziele müssen eindeutig darauf gerichtet sein, die Massen für den Kampf um demokratische Rechte … zu begeistern‘ (Rote Fahne, November 71)

Kommunisten werden immer die Tageskämpfe der Massen an vorderster Front unterstützen, sie stellen deshalb auch Teilforderungen auf. Kommunisten führen immer auch den Kampf um demokratische Rechte, wer dies ablehnt, ist ein ‚linker‘ Sektierer. Wer aber diese Teilforderungen zur hauptsächlichen Seite macht, wer über Teilforderungen und dem Kampf um demokratische Rechte die Ausrichtung auf das Endziel der Zerschlagung des kapitalistischen Staatsapparats, der Errichtung der Diktatur des Proletariats und schließlich der klassenlosen Gesellschaft, zur zweitrangigen Sache macht, der ist ein Revisionist. Wie einige andere Organisationen, die sich marxistisch-leninistisch nennen, bestreitet er dies grundsätzlich wahrscheinlich nicht. Er erfindet nur eine besondere Etappe, wo dies keine Gültigkeit hat, für den KAB ist es heute die Phase der relativen Stabilisierung des Kapitalismus, für die Gruppe Rote Fahne Bochum ist dies morgen die Phase des antifaschistisch-demokratischen Kampfes. Diese berüchtigten Etappentheorien haben keinen anderen Sinn, als von der klaren Ausrichtung des Kampfes auf die Diktatur des Proletariats abzulenken (eine andere Etappe der Revolution gibt es in Westdeutschland nicht) und einen Übergang zu den Positionen der revisionistischen DKP vorzubereiten, die den Kampf für die Diktatur des Proletariats völlig gestrichen hat.

Der Weg, den der KAB weist, ist nicht neu. Es ist seit Eduard Bernstein der Weg aller Revisionisten und Reformisten. Aus der angeblich so starken Rolle des Kapitalismus und der Schwäche der Arbeiterbewegung fordern sie den Weg der kleinen Schritte, die Beschränkung auf Reformen und demokratische Rechte. Auch der KAB ist auf diesem Weg schon weit fortgeschritten. Seine rechtsopportunistischen Fehler, ‚Eroberung des Gewerkschaftsapparats‘, ‚Aktionseinheit mit den Führern der DKP unter bewußtem Verzicht darauf, die Rolle des sowjetischen Sozialimperialismus zu entlarven‘ usw. sind deshalb auch  keine isolierten Fehler, sondern feste Pfeiler ihrer rechtsopportunistischen Linie. Diese Linie versuchen die KAB-Führer als eine korrekte kommunistische Linie auszugeben. Gleichzeitig laufen sie Sturm gegen die korrekte Linie der Partei. Sie schrecken vor keiner Verleumdung zurück, nennen die Partei antikommunistisch, nennen unseren Vorsitzenden , Genossen Ernst Aust, einen Agenten. Sie haben die gleiche Sprache und die gleichen Methoden des Kampfes gegen die Partei wie die revisionistische DKP. Sie scheuen sich nicht einmal, den hinterlistigen Schlag zur Kriminalisierung der KPD/Ml und die üblen Verleumdungsgeschichten des Polizeiagenten Hugo Lanz und seines Strohmannes Thomas  Barenthin gegen die KPD/ML  als eine erfreuliche Entwicklung und als wichtigen Schritt zur Einheit der Marxisten-Leninisten auszugeben und diese Agenten bei sich aufzunehmen.
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Entlarvt die Spalter !

Die KPD/ML hat bisher die Spaltertätigkeit und die Schrittmacherdienste der KAB-Führer für die modernen Revisionisten nicht ausreichend entlarvt. Zusätzlich trugen schwere Fehler im Aufbauartikel und in der Plattform, die die Hegemonie des Proletariats in Zweifel zogen, dazu bei, dass ehrliche Genossen verwirrt wurden und bisher den KAB unterstützen. Diese Genossen gilt es zu gewinnen. Die endgültige Zurückweisung der früheren Fehler auf dem Zweiten Parteitag, die Säuberung von Liquidatoren, die klare Ausrichtung der Partei auf das Proletariat und die Überwindung sektiererischer Fehler hat dafür günstige Voraussetzungen geschaffen. Die Schonzeit für die KAB-Häuptlinge aber ist vorbei. Die Entlarvung dieser Handvoll Spalter und Schrittmacher der modernen Revisionisten ist ein wichtiger Bestandteil des Kampfes für die Einheit aller Marxisten-Leninisten in der KPD/ML.

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