ROTER MORGEN, 3. Jg., Dezember 1968/Januar 1969
Ein Diskussionsbeitrag zur Auseinandersetzung mit der NPD
Den herrschenden Kreisen der Bundesrepublik ist ein glänzender Coup gelungen. Ausgehend von der Tatsache, daß der größte Teil unserer Bevölkerung das faschistische Hitlersystem als verbrecherisch ablehnt, und daß nicht der schlechteste Teil unserer Menschen bereit ist – wenn es sein muß mit Gewalt – neuen braunen Anfängen zu wehren, baute sich die herrschende Klasse einen Popanz auf, genannt NPD, der den bewußten Teil der deutschen Arbeiterklasse und der werktätigen Intelligenz dazu verleiten sollte, ihre politische Kraft an einem Ersatz-Klassengegner zu erschöpfen und von der Auseinandersetzung mit dem Gesellschaftssystem fernzuhalten.
Es waren glänzende Psychologen, die der herrschenden Klasse diesen Tip gaben, denn wie hypnotisierte Kaninchen starrten alle linken und pseudolinken Kräfte auf diesen Bilderbuchgegner, gegen den sogar das Demonstrieren seitens der herrschenden Klasse erlaubt war.
Es ist direkt rührend anzusehen und anzuhören, wie sich Journaille und Redner aller Schattierungen darum bemühen, alle Fehler und Sünden
der Vergangenheit und Gegenwart auf diese kleine, vom Format her an sich bedeutungslose Gruppierung abzuwälzen, damit ja keiner auf die Idee komme, diese anderenorts zu suchen.
Eine solche paradoxe Entwicklung kann es nur nur in Deutschland geben! Die alten Verderber Deutschlands, die Schlotbarone und Wirtschaftsbosse, die Steigbügelhalter eines jeden profitverheißenden gesellschaftsfeindlichen Systems ermuntern die revolutionäre junge Generation recht schön in Klassenkampf zu machen, mit dem einzigen Vorbehalt, daß sie den Klassengegner definieren und die Spielregeln dieses „Klassenkampfes“ bestimmen.
Ganz gewiß ist die kleinkarierte nationaldemokratische Skatrunde ein aufgemöbeltes Relikt vergangener Denkungsarten und ganz gewiß würde diese Gruppierung wie alle ihre Vorgänger an ihrer eigenen geistigen Armut ersticken und der Rest würde durch gegenseitigen Ausschluß sich paralysieren, wenn nicht eine fehlgeleitete Agitation dieser Partei eine Popularität einbringen würde, die in keinem Verhältnis zu ihrer Bedeutung steht.
Außerdem gibt diese hochgespielte Auseinandersetzung dem Klassengegner das so notwendige Alibi für Gesetze und Polizeiaktionen, die der Firmierung nach sich gegen die NPD richten, in Praxis aber die klassenbewußten Kräfte trifft, denn der Klassengegner hat noch nie sich vom Klassenkampf abhalten lassen und weiß genau was er will.
Manche Genossen glauben, der Kampf gegen die NPD würde dem Wiederaufleben des Faschismus schaden und wäre deshalb schon aus diesem Grunde gerechtfertigt. Sie bedenken dabei nicht, daß diese Partei zwar die extremste politische Formierung der Reaktion ist, aber ansonsten völlig in das gesellschaftliche und politische Bild dieses Staates hineinpaßt. Wenn die Bosse der NPD von sich und ihrer Partei behaupten, daß sie sich auf dem legalen Boden des Grundgesetzes befinden, so haben sie recht! Es gibt keine Vorschrift im Grundgesetz, die eine Partei dazu zwingt, fortschrittlich oder reaktionär zu sein. Lediglich schreibt dieses Gesetz Spielregeln der politischen Auseinandersetzung vor, die so gehalten sind, daß jede Veränderung der ökonomischen und politischen Machtverhältnisse ausgeschlossen ist. Der Staat ist der Machtapparat der herrschenden Klasse und die Spielregeln des staatlichen und politischen Lebens sind ebenfalls Machtmittel der herrschenden Klasse und die NPD denkt nicht daran, an diesen Staat und seinen Spielregeln zu rütteln. Im Gegenteil, sie ist einer der härtesten Befürworter und Verteidiger dieser Machtmittel des Klassenfeindes und dieser denkt auch nicht im Traum daran, diese Partei ernsthaft zu liquidieren. Es ist zwar zur Zeit nicht opportun, dieser Partei die Ausübung politischer Macht zu übertragen, denn es geht doch ganz gut mit der CDU/SPD/ FDP, aber in Zeiten wirtschaftlicher und politischer Unruhe wird die Leine dieses zur Zeit kurzgehaltenen Kettenhundes gelockert um Unruhe und revolutionäres Denken aufzufangen, wie schon einmal gehabt.
Der Feind einer friedlichen und demokratischen Entwicklung in Deutschland ist ausschließlich und allein die Monopolbourgeoisie, ist die Konzentration von wirtschaftlicher und damit politischer Macht in den Händen der Ausbeuterklasse.
Der Feind einer friedlichen und demokratischen Entwicklung in Deutschland sind all jene Kräfte, die im sozialistischem Gewand die Arbeiterklasse und die mit ihr verbündeten Gruppen von der kämpferischen Auseinandersetzung mit dem Klassenfeind abhalten. Mögen sie sich auch, wie z.B. die Führung der DKP oder gewisse Cliquen im DGB, noch so kämpferisch gebärden.
Dieser Kampf zur nationalen und sozialen Befreiung unseres Volkes kann nur eine marxistisch-leninistische Partei siegreich führen, denn nur sie allein ist dazu in der Lage, gestützt auf die Erkenntnisse des wissenschaftlichen Marxismus, die Winkelzüge des Klassenfeindes zu durchschauen und wirksam dagegen anzutreten.
Marxisten-Leninisten wissen, daß es keine Teilung der Macht mit dem Klassenfeind gibt. Es ist deshalb eine zwingende Notwendigkeit, diese Macht dem Klassenfeind zu entreissen. Wobei wir uns bewußt sein sollten, daß der Klassenfeind sich mit allen Mitteln und mit äußerster Brutalität dagegen wehren wird.
Überall da, wo Marxisten-Leninisten brutalem Terror ausgesetzt sind, überall da, wo die rote Fahne nicht nur geschwungen, sondern kämp-ferisch in Aktion tritt, überall da werdet ihr den Klassenfeind in seine brutale Visage schauen können.
Nur da und nirgend woanders steht der Feind!
L.D.F.
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