Feldzug gegen die arabischen Länder

ROTER MORGEN, 7. Jg., 14. Januar 1973

In Bonn erwartete man mit Spannung die Rückkehr des Bremer Bürgermeisters Koschnik aus Israel. Jetzt atmet man auf. Israel mit der Arabermörderin Golda Meir an der Spitze wird Willy Brandt mit offenen Armen empfangen. Das arabische Blut, das seit dem Massaker von Fürstenfeldbruck an den Händen der westdeutschen Imperialisten klebt, hat Brandt in Israel Tor und Tür geöffnet.

Israel hat für die westdeutschen Imperialisten die gleiche Bedeutung wie für die US-Imperialisten auch: es ist ein Brückenkopf im Feldzug gegen die arabischen Länder.

….also im 2. Stock ist eine Schule, die bombt ihr nicht. Im 1. Stock ist ein Kindergarten, den bombt ihr auch nicht. Aber im Keller wohnt der Hausmeister, der ist Fedajin, den bombt ihr!“

Seit einigen Jahren bemüht sich die Bundesregierung verstärkt darum, in den Ländern im Osten des Mittelmeers Fuß zu fassen. Dem gleichen Ziel wie der Besuch Brandts in Israel diente auch sein Besuch im Iran, diente die Reise Wischnewskis durch die arabischen Länder. Nachdem die westdeutschen Imperialisten in West- und Osteuropa mit mächtigem Schritt zu ihrem ersehnten „Platz an der Sonne“ marschieren, fordern sie jetzt auch ihren Anteil am Geschäft im Nahen und mittleren Osten, versuchen sie auch hier im Konkurrenzkampf der beiden Supermächte der lachende Dritte zu sein. Warum stürzen sie sich in dieses Abenteuer, in dem sie die Beute den arabischen Völkern und den beiden mächtigen Räubern, den USA und der Sowjetunion abjagen müssen? Warum ist ihnen die Energie, die vor ihrer Tür liegt, die Kohle, nicht mehr genug?

Nun, das Erdöl ist billiger. Der Handel mit dem Erdöl ist ein Riesengeschäft. Dadurch, daß die ersten Räuber, die USA, UdSSR, Frankreich und England die arabischen Länder gezwungen haben, sich völlig auf den Export von Erdöl zu beschränken, den Aufbau fast jeder eigenen Industrie verhinderten, können sie die Abgabepreise diktieren. 10 bis 11 % bekommen die arabischen Länder für die Tonne Erdöl. Für 19 bis 23 % pro Tonne wird das gleiche Erdöl auf dem Weltmarkt weiterverkauft. Ein hoher und sicherer Profit also.

Allerdings nur für den, der selber zu den Besitzern der Erdölquellen gehört. Und zu diesen ‚Herren‘ gehörten die westdeutschen Kapitalisten bisher fast nicht. Sie mussten ihr Erdöl bisher zum überwiegenden Teil von ausländischen Kapitalisten beziehen, zum Beispiel von der britischen Gesellschaft BP. Es sieht also für das westdeutsche Kapital schlecht aus. Vor allem, wenn man bedenkt, daß von 108 Mio. Tonnen Erdöl, die 1971 verbraucht wurden, ganze 8 Mio. Tonnen aus westdeutschen Quellen beschafft werden konnten. Es sieht umso schlechter aus, wenn man gleichzeitig bedenkt, daß der Erdölverbrauch enorm steigt. Lag der Anteil des Erdöls an der Energieversorgung 1960 noch bei 21 %, so 1971 schon bei 55 %. So schreit das westdeutsche Kapital nach Taten: wirtschaftlichen, diplomatischen und militärischen.

Und die Bundesregierung steht bei Fuß, sie will der westdeutschen Wirtschaft nicht mehr nur „Flankenschutz gewähren, sondern auch eigene Offensive starten“.

Das erste Angriffsziel dieser Offensive war wie immer der Geldbeutel der werktätigen Massen in Westdeutschland. Denn mit unseren Pfennigen wird der Ausplünderungsfeldzug gegen die arabischen Länder bezahlt.

Die ersten Nutznießer: die Herren der Firma DEMINEX, die im Scheichtum Abu Dhabi am persischen Golf ins Geschäft einstieg. Eine Milliarde ‚Bürgschaft‘ wurde ihnen in den Rachen geworfen. Und wenn ihr Gewinn an den Ölquellen nicht so groß sein sollte, wie erwartet, dürfen sie die Milliarde als ‚Trostpflaster‘ behalten. Aber nicht allein die Ölquellen sind es, die die westdeutschen Imperialisten in Scharen anziehen. Auch Stahl-, Metall- und Chemiekonzerne wittern Riesengeschäfte. Einer der Großverdiener am letzten Weltkrieg, Abs, meinte dazu in einer iranischen Zeitung: „In der BRD ist heute das Kapital nicht mehr so profitbringend wie in der Vergangenheit, daher ist man auch auf der Suche nach neuen Möglichkeiten“. Diese ‚Möglichkeit‘ nach Extraprofit ist das Elend der Volksmassen in den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens. 3 – 10 DM beträgt in den meisten der Tageslohn eines Arbeiters. Tausendfaches Elend, Hunger, Krankheit und Tod in den elenden Wohnungen der Massen und auf den Straßen der Arbeiterviertel – für Kuponschneider von Wallstreet, Moskau und Westdeutschland eine ‚Möglichkeit‘ für noch höhere Dividenden! Beute, die man sich gegenseitig abjagen, die man aber auch gemeinsam gegen die größte Gefahr für die Imperialisten: Die Befreiungskämpfe der Völker, verteidigen muß.

Und so krempeln auch in Westdeutschland nicht nur die Herren mit den dicken Zigarren die Ärmel auf. Alte Wehrmachtsgeneräle im Nato-Rock hoffen auf Vergeltung für den mißglückten Eroberungsfeldzug im zweiten Weltkrieg. Ihre Kommandos schnarren auf den Nato-Stützpunkten in Griechenland und in der Türkei, in der Mittelmeerflotte, bei den Luftstreitkräften im Mittelmeer. Westdeutsche Panzer rollen in Israel, im Iran und in Jordanien gegen die Freiheitskämpfer. Und in Westdeutschland selber soll die chauvinistische Hetze gegen die Araber den Boden für einen Feldzug im Osten bereiten.

Aber die westdeutschen Imperialisten sollten sich gesagt sein lassen: Sie werden in diesen Ländern vom Kampf der Völker geschlagen werden – wie die US-Imperialisten in Vietnam.           

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Hinweis der Gruppe RoterMorgen

Infos: Info(at)RoterMorgen.eu

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