ROTER MORGEN, 3. Jg., Mai 1969
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Der revolutionäre Krieg ist ein Krieg der Volksmassen; man kann ihn nur führen, indem man die Volksmassen mobilisiert, indem man sich auf die Volksmassen stützt.
……………………………………………………………………………………………………………………………………………………………….Mao Tse-tung
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Seit dem Ausbruch des Volkskrieges in Naxalbari hat sich dieser Funke in den letzten zwei Jahren zu einem Steppenbrand entwickelt. Hier nun eine kurze und unvollständige Übersicht über die Aufstände und Kämpfe, zu denen es seit dem Sommer 1967 in Indien gekommen ist:
Sommer 1967
West-Bengalen
Die Bauern von Dhanmatia. Kreis Cooch Behar, besetzten unter der Führung der Revolutionäre der KPI das Land der Großgrundbesitzer.
In Sitalkuchi im selben Kreis und in Nagrakata im Norden von West-Bengalen erhob sich ebenfalls die arme Landbevölkerung.
Auch in Tiljala (20 Meilen östlich von Kalkutta) besetzten die Bauern das Land und hißten die rote Fahne.
In Kalkutta selbst demonstrierten viele Arbeiter und Studenten für Naxalbari. Südlich von Kalkutta kam es zu ähnlichen Aktionen wie in den anderen Teilen von West-Bengalen, so bei Sonarpur und in den Kreisen Hoegly, Midnapore und Birbbum.
Andhra Pradesh
In diesem Bundesstaat erhoben sich unter der Führung von Revolutionären der KPI die Bauern im Kreis Nalgonda, wo 1946 der große Telengana-Austand begonnen hatte.
Kerala
In Südindien kam es in Kalathoar ebenfalls zu Volkserhebungen.
Tripura
Rund 1000 Stammesangehörige erhoben sich im Süden von Tripura, Ostindien, und zerstörten das Forstbüro des reaktionären Regimes.
Assam
Hier tauchten vielerorts Plakate auf mit dem Text: „Der Weg von Naxalbari ist auch der unsere“.
Herbst 1967
Uttar Pradesh
Die revolutionären Bauernmassen von Bahraich, Uttar Pradesh, erhoben sich und nahmen der Unterdrückern und Ausbeutern mehrere Tausend Morgen Land weg, einige Gutsbesitzer flohen.
West-Bengalen
In der Gegend um Canning-Town, südöstlich von Kalkutta, ernteten die armen Bauern und Landarbeiter die Felder der Gutsherren ab und verteilten das Getreide. Rund vierzig Bauern wurden von der Polizei verhaftet, aber die reaktionäre Presse mußte einräumen, daß dies „kaum eine Wirkung“ auf die Bauern ausübe.
Bei einem Generalstreik in Kalkutta erschienen nur sieben von 15 000 Regierungsbeamten zum Dienst.Wiederholt kam es in der Stadt zu Straßenschlachten zwischen der brutalen Polizei und streikenden Arbeitern und Studenten.
Kerala
Der Revisionist E.M.S. Namboodirapad aus der KPI bildete währenddessen in Kerala ein „Freiwilligen Korps“, welches schon bald bei der Unterdrückung von Aufständen, Demonstrationen und Streiks in Erscheinung trat.
Ende 1967
Neu-Delhi
Tausende von Studenten veranstalteten Protestdemonstrationen dagegen, daß Hindi immer noch nicht anstelle von Englisch als Verwaltungssprache eingeführt worden ist. Englischsprachige Schilder wurden zertrümmert und durch solche in Hindi ersetzt. Trotz heftiger Unterdrückung seitens der Reaktionäre breiteten sich die Demonstrationen schnell aus.
Assam
Die Zeitung „Hindustan Standard“ berichtet, daß dort Bauern sich mit revolutionärer Gewalt Hunderttausende Morgen Land wiedernahmen, welches teilweise von der reaktionären Bundesregierung für Teepflanzungen und Plantagen beschlagnahmt worden war.
Uttar Pradesh
5000 landlose Bauern besetzten 21000 Morgen Land in der Gegend von Bahraich in den Distrikten Deoria und Gorakhpur. In mehr als 2000 Fällen nahmen sie sich so ihr Land zurück. Die Regierung des Staates befürchtet ein neues Naxalbari.
Andhra Pradesh
Der Widerstandskampf der in den Bergen beheimateten Stämme der Jatapus und Shavaras nimmt ständig an Umfang zu.
Frühjahr 1968
Assam
Weite Teile dieses abgelegenen Unionsstaates wurden von einer schweren Hungersnot heimgesucht. Über eine Million Menschen hungern allein in diesem Staat.
Das Volk der Bodos in Niederassam rebellierte gegen seine brutale Unterdrückung. Schon lange forderten sie die Errichtung eines autonomen Gebiets für ihren Siedlungsraum. Während der Nachwahlen für das indischen Parlament boykottierten sie am 19. Mai die Wahllokale in der Stadt Kokrajhar und errichteten Straßensperren. Am Tag darauf wurde die Polizeistation Sidli nahe Kokrajhar von Tausenden von Bodos gestürmt und es konnten 72 Inhaftierte befreit und 15 Polizisten verwundet werden. Auf die nur mit Stöcken bewaffneten Aufständischen eröffnete die Polizei das Feuer, aktivierte aber dadurch nur den Widerstand der Volksmassen. Vom Wahltag an kam es zu immer umfangreicheren bewaffneten Auseinandersetzungen. Etwa 500 in Sidli widerrechtlich inhaftierte Kameraden wollten die Bodos am 22. Mai befreien und erschienen mit mehr als 5000 Mann vor dem Gefängnis. Wieder eröffnete die Polizei das Feuer, verwundetet mehr als 50 Personen und verhaftete weitere 750. Rund 4000 Bodos forderten am 24.Mai die Freilassung ihrer Gefangenen und stürmten den Kerker.
Andhra Pradesh
Mehr als eine Million besitzloser Landarbeiter und armer Bauern hat in Andhra keinen Lebensunterhalt.
Reaktionäre Polizei errichtete im Siedlungsgebiet der aufständischen Bergstämme mehrere Sonderlager. Im März überfiel die Polizei 100 Dörfer, verhaftete 1.500 Bauern und beging viele Verbrechen.
Kerala
Die Arbeiter einer Kunstseidenfabrik in Mavor, die vom Großkapitalisten Birla ausgebeutet werden, erhoben sich Ende März zum Streik. Die revisionistische Regierung dieses Staates unter E.M.S. Namboodirapad (KPI) unterdrückte den Streik sofort durch die Polizei und wurde von Birla und Konsorten dafür gelobt.
Die Bauarbeiter am Elektrowerk in Iddiki, die brutal ausgebeutet werden, erhoben sich am 21.Mai zum Ausstand. Sofort griffen die Arbeiterverräter der KPI mit ihrem „Freiwilligen Korps“ ein und verhafteten innerhalb von drei Wochen 94 Arbeiter.
Orissa
Im Nordosten von Orissa wütete ebenfalls eine Hungersnot, von der rund acht Millionen Menschen betroffen waren. Viele Personen aus der armen Bevölkerung gingen schon daran zugrunde. Die indischen Reaktionäre begründeten die umfangreiche Hungersnot mit einer „großen Dürre“.
Sommer 1968
Mysore
Auch Südwestindien wurde von einer schweren Hungersnot heimgesucht, von der hier über 2,1 Millionen Menschen betroffen waren. In den meisten Dörfern des Staates herrschte Hunger.
Uttar Pradesh
Rund 85 Quadratkilometer Land wurden von 5000 revolutionären landlosen Bauern im Bezirk Nanpara, Kreis Bahraich, besetzt. Außerdem ernteten sie die Felder der Großgrundbesitzer ab.
Im Bezirk Puranpur, Kreis Philibhit, nahmen sich die armen Bauern rund fünf Quadratkilometer Land zurück.
In der Nähe von Lucknow, im Kreis Unao brachten sich die Bauern wieder in den Besitz von zwei Quadratkilometern Land, das die Gutsbesitzer sich widerrechtlich angeeignet hatten.
Unter der Leitung von Marxisten-Leninisten der KPI schlugen die revolutionären Bauern von Terai (Bezirk Lakhimpur) den Weg von Naxalbari ein. Die Grundbesitzer entsandten eine konterrevolutionäre Bande, welche mit hundert Gewehren bewaffnet, die aufständischen Bauern einkreiste. Die Bauern zerschlugen den Ring und töteten einen der Banditen und verwundeten fünfzehn von ihnen, ohne selbst irgendwelche Verluste zu erleiden. Einige Zeit später entsandten die Reaktionäre 3000 bewaffnete Polizisten in das Aufstandsgebiet und erließen Haftbefehle gegen 75 der Bauern. Diese zerschlugen jedoch das Komplott.
Bihar
Viele der armen Bewohner dieses Staates fielen schon dem Hungertod zum Opfer bzw. verdursteten.
Rajasthan
Neben der Knappheit an Lebensmitteln ist auch die Bevölkerung von Rajasthan von ernsten Sorgen um das Wasser geplagt Viele Menschen sind auch hier schon verhungert und verdurstet.
Assam
Der Reispreis wurde von der Regierung auf 23 Rupien festgesetzt, tatsächlich kostet dieses Grundnahrungsmittel aber 80 bis 90 Rupien – unerschwinglich für die arme Bevölkerung.
Herbst 1968
Nagaland
Schon seit langem kämpft das kleine Volk der Nagas in Ostindien für seine Rechte. Über 6000 von ihnen stehen bereits unter Waffen und kämpfen gegen eine Infanterie-Division, welche die indischen Reaktionäre in ihrem Gebiet stationiert haben. Die Nagas überfallen Patrouillen und greifen Vorposten an.
Kerala
Mehr als 400 Kämpfer aus den Reihen der armen Bauern und Landarbeiter griffen am 22.November das Polizeibüro in Tellicherry an. Sie zerstörten die Einrichtung der Station, einen Polizeiwagen und verteilten revolutionäre Flugblätter. Organisiert zogen sie sich zurück.
Ein weiteres Angriffsziel der Aufständischen von Kerala war am Morgen des 24. November die Radiostation Pulpalli, Kreis Calicut. Mit 400 Mann kreisten sie den Schlupfwinkel der Reaktionäre ein und griffen ihn an, wobei sechs Offiziere und Polizisten getötet wurden
Am 25. November überfielen 200 revolutionäre Bauern und Landarbeiter den Gutshof eines berüchtigten Großgrundbesitzer. Sie nahmen Getreide, Nahrungsmittel und Waffen der Konterrevolutionäre an sich. Erschrocken floh der Sohn des Gutsherren mit seinen Schergen.
Madras
Die Bevölkerung des Dorfes Kilvenmani kämpfte im Rahmen einer eigenen Gewerkschaft der Landarbeiter für bessere Lebensbedingungen und höhere Löhne. Darauf überfiel eine Bande von 300 Konterrevolutionären das Dorf und ließ es in Flammen aufgehen. 43 Angehörige der untersten Bevölkerungsschichten, hauptsächlich Frauen und Kinder, kamen durch das Feuer um.
Anfang 1969
Uttar Pradesh
Die Straßenfeger in der Stadt Agra, die hauptsächlich der untersten indischen Kaste, Paria (auch Haridschans) angehören, begannen am 26. Februar 1969 ihren Kampf gegen die reaktionäre Stadtverwaltung. Sie griffen auch öffentlich den Bürgermeister an und zerrissen seine Kleidung.
Andhra Pradesh
In den Berggebieten dieses Staates befinden sich noch immer die Stämme Jatapus und Shavaras im Aufstand. Am 13. Februar überfielen 300 von ihnen mit Gewehren und selbstgebauten Granaten bewaffnet eine Gruppe der reaktionären Polizei. Unangefochten zogen sie sich nach der siegreichen Operation in die Berge zurück. Über 100 Aufständische griffen am 16. Februar im Dorf Domada, Bezirk Srikakulam, eine Polizeikolonne an, welche die Führer der Bauern beseitigen sollte.
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