ROTER MORGEN, 2. Jg., Februar 1968
Die Großoffensive der südvietnamesischen Befreiungsfront rollt. Täglich, stündlich treffen neue Erfolgsmeldungen ein. Kämpfe in Saigon, Hue, Da Nang und in weiteren 55 Städten des Landes. Die Lage der USA-Invasoren und ihrer südvietnamesischen Marionetten verschlechtert sich täglich. Schon drohen Kriegswahnsinnige im Pentagon mit dem Einsatz taktischer Atomwaffen. In ihrer Bedrängnis greifen sie zu der von Hitler kreierten Taktik der verbrannten Erde und vernichten ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung mit Raketen, Napalm und Bomben ganze Städte, z. B. Ben Tre in Mekong Delta, das von den Befreiungskräften erobert wurde. Allein in dieser völlig den Erdboden gleichgemachten, früher 35 000 Einwohner zählenden Stadt, rechnet man mit über 1000 gemordeten Frauen und Kindern.
Die US-Aggressoren haben in Vietnam wiederum eine Überraschung erlebt, mit der man im Pentagon ganz sicher nicht gerechnet hatte. Während die amerikanischen Militär-„Experten“ einen Angriff auf den Stützpunkt Khe San, wenige Kilometer südlich der Demarkationslinie, erwarteten und westdeutsche Zeitungen schon besorgt fragten „Ein zweites Dien Bien Phu?“, brach in den Städten Südvietnams der Aufruhr los. In Hue, Saigon, Dalat entstanden Revolutionskomitees, und in der „Höhle des Papiertigers“, der amerikanischen Botschaft, hatten sich Angehörige der Befreiungsfront verbarrikadiert. Über ganz Südvietnam wurden Nachrichtensperre und Kriegsrecht verhängt. Panzer und Kampfflugzeuge griffen die Wohnviertel Hues und Saigon an. Nach eigenen Eingeständnis haben die Reaktionäre innerhalb der ersten Woche des Aufstandes etwa 20 000 Menschen hingemordet. Andererseits zerstörte die Befreiungsarmee mit Hilfe der Bevölkerung Dutzende von Hubschraubern, Panzern und Kampfflugzeugen sowie eine große Anzahl von Verwaltungsgebäuden, Polizeistationen und militärischen Anlagen. Mehrere Tausend politische Gefangene konnten befreit werden, so allein in Hue mindestens 7000. Viele wichtige Schriftstücke, Urkunden und Akten fielen in die Hände der Aufständischen oder wurden von umzingelten Feindeinheiten vernichtet.
Die Presse der USA und ihrer Satelliten, insbesondere Westdeutschlands, war eifrig bemüht, das wahre Ausmaß der Rebellion zu verschleiern. Dagegen schrieb die konservative französische Tageszeitung „Paris Jour“ ganz offen: „Die Wahrheit ist, daß diese Blitzaktion nur mit der aktiven oder passiven Mithilfe der Zivilbevölkerung vorbereitet werden konnte. Anläßlich der Bombardierung der Vororte von Saigon rutschte allerdings auch der BILD ein Stückchen Wahrheit heraus: „Hart und gnadenlos griff Südvietnams Regierung gestern zum ersten Mal in größerem Stil gegen die Zivilbevölkerung durch, die mit den Partisanen gemeinsame Sache macht …“ (BILD, 1. Februar). Und einen Tag später meldete die „Frankfurter Rundschau“, über vielen Häusern wehte die Fahne der Befreiungsfront, auch in den immer noch „ruhigen“ Stadtteilen.
Die Großoffensive im Landesmaßstab hat eine neue Etappe des vietnamesischen Volkesbefreiungskrieges eingeleitet. Die Moral der Aggressoren ist auf dem Nullpunkt angelangt. Die Marionettenarmee ist fast vollständig zusammengebrochen.
Nach dieser Großoffensive wird es mit dem Imperialisten und Reaktionären aller Länder noch schneller bergab gehen. Gleichzeitig haben die Kämpfe in den Städten Südvietnams die unsinnige Behauptung der Revisionisten widerlegt, Häuser-und Straßenkampf sei heute nicht mehr möglich. Die jüngsten Heldentaten des vietnamesischen Volkes begeistern die Revolutionäre aller Länder und treiben sie voran.
Nach dieser Niederlage werden die US-Imperialisten unweigerlich ihre Anstrengungen verstärken, durch „Verhandlungen“ doch noch mit heiler Haut aus der Sackgasse zu kommen. Da die Aggressoren vom Volk Vietnams, schwer bedrängt werden, sind sie vor allen darauf aus, eine kleine Atempause zu gewinnen. Daher streben die US-Imperialisten eine „Lösung im Sinne des Genfer Abkommens“ an. D.h. das Volk von Vietnam legt die Waffen nieder – und dann wird man schon weiter sehen. Es ist sicher kein kein Zufall, dass die westdeutsche „Kampagne für Abrüstung“ für den diesjährigen Ostermarsch die Parole „Einstellung der Bombenangriffe gegen die DRV“ und die „Lösung im Sinne des Genfer Abkommens“ ausgegeben hat. Je miserabler die Situation der Aggesoren, desto unverschämter die Versuche der Reformisten und Pazifisten, ihnen aus der Patsche zu helfen! Diese Leute haben schon vor längerem die Frage der Bombenangriffe gegen die DVV willkürlich aus dem Komplex des Vietnamkrieges herausgelöscht und zu einer besonderen gemacht, ungeachtet der Tatsache, daß Nord- und Südvietnam eine unverbrüchliche Einheit bilden. Dadurch soll die Bevölkerung Nordvietnams von den Landsleuten im Süden isoliert und zu seperaten „Friedensgesprächen“ gezwungen werden. Gleichzeitig haben diese Leute versucht, das Genger Abkommen, das längst auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet ist, als letzten Schrei aufzutischen. Darüber hinaus faseln sie von einer „Neutralisierung ganz Vietnams“…
Solidarität mit dem Volk Vietnams, d. h. Kampf gegen die Aggressoren, vor allem gegen ihre Stützpünkte und Filialen in Westdeutschland. Gleichzeitig müssen wir aber all die entlarven, die den Aggressoren goldene Brücken bauen möchten.
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