Leserbrief

ROTER MORGEN, 6. Jg., 23. Mai 1972

Der Marxismus-Leninismus wird über den Revisionismus siegen!

Ich war mit einigen Genossen und Freunden über Ostern in Paris. Wir wohnten dort bei Sympathisanten der marxistisch-leninistischen Bewegung und bekamen dadurch einen lebendigen Eindruck von der revolutionären Lage Frankreichs und vor allem von Paris. Man spürte geradezu die explosive Stimmung. Die Straßen, besonders in den Arbeitervierteln, sind voll von revolutionären Parolen und Plakaten. Der feige und hinterhältige Mord an dem jungen Revolutionär Pierre Overney durch blutige Schergen der Bourgeoisie hat die Flammen der Revolution mit elementarer Wucht emporschnellen lassen. Die Unterdrückung und Bekämpfung der Marxisten-Leninisten verschärft sich von Tag zu Tag. Die Bourgeoisie und ihr imperialistischer Staat zeigen immer mehr ihre offene faschistische Fratze. Marxisten-Leninisten, die vor dem Betrieb Agitation und Propaganda machen, werden zusammengeschlagen, dann wieder zur Besinnung gebracht und wiederholt zusammengeschlagen. Dies spielt sich täglich ab, ja sie schrecken sogar vor Folterungen nicht zurück. Besonders bei Kommunisten, die im Betrieb arbeiten, setzt die Bourgeoisie alle ihr zur Verfügung stehenden Machtmittel ein, um die marxistisch-leninistische Bewegung zu zerschlagen. Aber das wird ihnen nicht gelingen, die französischen Marxisten-Leninisten lassen sich durch all diese Maßnahmen nicht einschüchtern, sie bleiben standhaft, solange bis die räuberische Bourgeoisie ihren Todesstoß versetzt bekommt. Und wie steht die französische Bruderpartei der DKP, die französische KPF zu all diesen Ereignissen? Sie unterstützen die Bourgeoisie und blasen mit ihr ins gleiche Horn. Sie verleumden die Marxisten-Leninisten, bezeichnen sie als Halbwilde, Langhaarige, Rowdys, denen man schon noch das Handwerk legen würde. Und was der Mord an Pierre Overney* betrifft, so sagen sie, er wäre selbst daran schuld und so ginge es allen ‚Maoisten‘.

Die revisionistische KPF befindet sich trotz ihrer vielen Mitglieder in zunehmender Isolierung von der Arbeiterklasse. Ihre fettgefressenen Bonzen, vor allem ihr Generalsekretär George Marchais sind mittlerweile reich und führen ein Leben wie ein Bourgeois. Sie kommen auf die drolligsten Einfälle, um ihre Haut zu retten. Unlängst bezeichneten sie die Marxisten-Leninisten als gut bezahlte gaullistische Agenten.

Doch die Zukunft ist glänzend, die Marxisten-Leninisten werden von Tag zu Tag stärker, sie sind bereits in den wichtigsten Betrieben fest in der Arbeiterklasse verankert, sie gewinnen immer mehr an Sympathie auch zunehmend unter den älteren Arbeitern. Die Grenzen der Macht der Bourgeoisie zeigen sich ebenfalls von Tag zu Tag mehr. Und es ist genauso wie der Genosse Mao Tse-Tung sagt: Die Haupttendenz in der Welt ist Revolution! 

Rotfront!
Fritz K., Lich/Oberhessen

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(*historische Anmerkung von rotermorgen.eu, Mai 2022):

Pierre Overney geb. 1948, gest. 25. Februar 1972, war ein französischer Arbeiter und Maoist, der von der Renault-Werkspolizei in Billancourt erschossen wurde.

Etwa ein Jahr nachdem Pierre Overney von Renault entlassen wurde, verteilte er am 25. Februar am Ende der Morgenschicht auf der Avenue Emile-Zola vor dem Billancourt-Werk mit einem Dutzend anderen Maoisten der Gauche proletarienne Flugblätter für eine Demonstration zum Andenken des Massakers der Metrostation Charonne. Als die Genossen ein paar Meter durch das Werkstor traten, wurden sie von mehreren Werkspolizisten angehalten.

Um 14:30 Uhr, ohne daß es vorher zu Gewalttätigkeiten kam und ohne unmittelbar bedroht zu sein, tötete der Chef der Werkspolizei, Jean-Antoine Tramoni, Overney mit einem Pistolenschuß in die Brust. Die Geschehnisse wurden von dem anwesenden Journalisten Claude-Francois Jullien des Nouvel Observateur dokumentiert und von Christophe Schimmel von der Agence de presse Liberation (APL) fotografiert.

Overneys gewaltsamer Tod führte zu einer Demonstration von über 100 000 Menschen durch Paris. Zu weitergehenden oder gesellschaftlichen Auswirkungen kam es nicht, da sich die im Renault-Werk vorherrschende Gewerkschaft CGT, die damals der auf einen parlamentarischen Erfolg hinarbeitenden revisionistischen Kommunistischen Partei Frankreichs nahestand, sich den Protesten nicht anschloß. Diese Entwicklung wurde teilweise als ein sichtbarer Schlußpunkt der 68er-Bewegung betrachtet.

Jean-Antoine Tramoni, der Overney erschossen hatte, wurde am 23. März 1977 von der Organisation Noyaux armes pour L’autonomie populaire (NAPAP) hingerichtet.

Am 17. November 1986 erschoß ein „Kommando Pierre Overney“ der Action Directe den Direktor der Renault-Werke Georges Besse vor dessen Haustür.

Overneys Grab befindet sich auf dem Friedhof Pere Lachaise (59.Division)

 

 

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