Liga oder Partei?

Ein Prosit der diskursiven und dialektischen Vernunft. Das Bild ist kein Bestandteil des vorliegenden Artikels des ROTEN MORGEN.

ROTER MORGEN, 3. Jg., Dezember 1968/Januar 1969

Daß die Revisionisten der DKP/KPD brennend daran interessiert sind, die Gründung einer deutschen marxistisch-leninistischen Partei zu verhindern, liegt auf der Hand. Daß aber Leute, die vorgeben, Marxisten-Leninisten zu sein, ins gleiche Horn stoßen, läßt Zweifel an ihrer Ehrlichkeit oder Prinzipienfestigkeit aufkommen. Geradezu erheiternd wird aber die Sache, wenn diese Leute versuchen, Mao Tse-tung mit Mao Tse-tung zu widerlegen.

Sie berufen sich dabei auf das Wort des Genossen Mao Tse-tung: „Will man die Revolution, muß man eine revolutionäre Partei haben …“ – nur mit dem Unterschied, daß sie das Wort „Partei“ in das Wort „Liga“ verwandeln. Zur Begründung für diese Verfälschung berufen sie sich wiederum auf den Genossen Mao Tse-tung: „Die Meinung der Massen sammeln und konzentrieren, sie wieder in die Massen tragen, damit sie konsequent verwirklicht werden, wodurch sich die richtigen Ansichten der Führung herausbilden – das ist die grundlegende Führungsmethode.“

Ihrer Meinung nach wollen die Massen also keine Partei, sondern eine Liga oder einen Bund, eine Vereinigung, ein Bündnis – was Jacke wie Hose ist. Also hat ihrer Ansicht nach der Genosse Mao Tse-tung doch nicht recht. Das Volk braucht keine „revolutionäre“, keine „disziplinierte“ Partei, sondern eine unverbindliche Liga ohne Statuten, ohne Programm, wo jeder machen kann, wozu er lustig ist. Wollt man dieser Art Logik zu Ende führen, so könnte man auch sagen, das Volk, die Massen sollen keine Revolution, sondern Reformen: gründen wir halt eine reformistische Liga oder treten wir halt gleich der SPD oder DKP bei. So kann man die Lehre Mao Tse-tungs natürlich auch auslegen.

Worin liegen die Ursachen für diese Geisteshaltung? Wir sollen hier nicht von denen sprechen, die bewußt im Auftrag des Klassengegners handeln, um die marxistisch-leninistische Bewegung zu spalten, zu verleumden und von innen heraus zu zerstören. Wir wollen auf die Gründe derer eingehn, die es subjektiv ehrlich meinen. Daß sie auf die Forderung nach einer Liga kommen, liegt daran, daß sie von den Massen isoliert sind. Ihre Basis liegt in Studentenkreisen, ihr Umgang sind Studenten und diese wollen – zum großen Teil infolge ihrer ihrer Antiautoritätsmasche – tatsächlich keine Partei, nichts was irgendwie mitfreiwilliger Einordnung in eine bewußt handelnde Gemeinschaft, mit Disziplin und demokratischen Zentralismus zu tun hat.

Im Grunde genommen handeln sie gleich den Pazifisten, die jegliche Art Waffen ablehnen ohne die Frage zu stellen, wem nützen diese Waffen, den Herrschenden oder den Ausgebeuteten? Die nicht erkennen, daß das Gewehr in der Hand eines Arbeiters etwas grundsätzlich anderes ist als das Gewehr in der Hand eines Büttels der Monopolbourgeoisie.

Ebenso verhält es sich aber auch mit der Disziplin. Die notwendige Disziplin in einer revolutionären marxistisch-leninistischen Partei ist etwas grundsätzlich anderes als die die Disziplin beispielweise in der revisionistischen KPD/DKP. Erstere dient dazu, die Massen in die Lage zu versetzen, erfolgreich für die Revolution, für die Richtung des Sozialismus und der Diktatur des Proletariats zu kämpfen, während letztere dazu dient, die Massen vom revolutionären Kampf abzuhalten. Und wer jede Autorität ablehnt ohne den Unterschied zu machen: wem dient sie, muß konsequenterweise auch Marx, Engels, Lenin, Stalin und den Genossen Mao Tse-tung ablehnen.

Wer die Frage ob Partei oder Liga entscheiden will, sollte sich tatsächlich an die Massen, an die Arbeiter wenden. Die werden im schon sagen, was sie davon halten. Sie lehnen in ihrer großen Mehrheit alles was mit Liga, Bund, Verein, Union usw. zu tun hat, konsequent ab. Ihr Klasseninstinkt sagt ihnen, daß nur eine straff organisierte Partei fähig und in der Lage ist, ihre Probleme im Klassenkampf zu lösen. Diese Erfahrung mußte auch die KPD machen, die in der Vergangenheit durch Gründungen wie die des Bundes der Deutschen, der Deutschen Friedens-Union, der Demokratischen Linken – versuchte, ihre Massenbasis zu vergrößern. Was sie nicht daran hinderte, diesen Fehler durch die Gründung der Aktion des Fortschritts zu wiederholen.

Um es noch einmal klarzustellen: Wir sind für die Gründung einer deutschen revolutionären marxistisch-leninistischen Partei, der KPD/ML, die nach den Prinzipien des demokratischen Zentralismus aufgebaut ist und handelt. Wir denken nicht daran, bei der Monopolbourgeoisie nachzufragen (wie die DKP), ob wir die Partei gründen dürfen oder nicht. Mit Entschiedenheit aber wenden wir uns gegen alle jene, die uns veranlassen wollen, einen unverbindlichen Club oder eine Liga zu gründen. Die auf uns zukommenden, sich ständig verschärfenden Klassenkämpfe verlangen eine straff organisierte disziplinierte Partei, die in der Lage ist, schlagkräftig zu handeln. Jeder, der gegen solch eine Partei auftritt, handelt objektiv im Sinne des Klassengegners und stellt sich außerhalb der Reihen der westdeutschen Marxisten-Leninisten.

Erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an das Wort des Genossen Mao Tse-tung:
Wir müssen die Parteidisziplin erneut bekräftigen:
1. Unterordnung des einzelnen unter die Organisation;
2. Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit;
3. Unterordnung der unteren Instanzen unter die oberen;
4. Unterordnung der gesamten Partei unter das Zentralkomitee.

Wer gegen diese Regeln verstößt, der untergräbt die Einheit der Partei.
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