München: Die olympische Friedenslüge erstickt im Polizeiterror!

ROTER MORGEN, 6. Jg., 11. September 1972

Nur der Griff der Massen zum Gewehr
schafft den Sozialismus her!
 

Knüppelnde Polizisten, Panzerwagen, Bundesgrenzschutzsoldaten im Einsatz, das ist das Bild von Olympia 1972. Drei Tage lang verwandelte die bewaffnete Macht des Kapitals München in einen Hexenkessel.

Und wozu dieser faschistische Terror, und warum gerade bei Olympia? Diese olympischen Friedensspiele, das sind eben keine Friedensspiele, so sehr auch versucht wird, das der Bevölkerung weis zu machen. Olympia, das ist eine riesengroße Show, das sind die Gladiatorenkämpfe von heute. ‚Brot und Spiele‘ sagte Cäsar im alten Rom, und das Volk ist zufrieden, und nach dieser Devise versuchen auch die Imperialisten heute wieder, die Volksmassen über ihr wahres Wesen hinwegzutäuschen. Hinter diesem olympischen Vorhang verbirgt sich das ganze Sammelsurium der imperialistischen Despoten, ihre ganze Ausbeutungs- und  Unterdrückungsmaschinerie. Wie 1936 bei der Hitlerolympiade ist Deutschland wieder bis an die Zähne bewaffnet. Wie 1936 haben sich die Kriegstreiber aus aller Welt wieder eingefunden, ob sie nun Kissinger oder Ford heißen, ob das der persische Bluthund Reza ist, oder der englische Notstandszar Heath. Und wie 1936 finden die olympischen Spiele wieder auf deutschem Boden statt, in der BRD, dem Staat der Krupps und Thyssen, von Mannesmann und IG-Farben. Sie betrachten sich als die legitimen Nachfahren des dritten Reiches und sie sind es, und so handeln sie.

Mexico 1968 – Tribüne des Kampfes gegen den Imperialismus: Die Olympiasieger Tommy Smith und John Carlos mit erhobener Faust, dem Zeichen der Black Panter Party | Dieses Bild ist kein Bestandteil des vorliegenden Artikels des ROTEN MORGEN

Da ist es doch lächerlich, wenn behauptet wird, dieses Olympia habe nichts mit Politik zu tun, da ist es doch ein Witz, wenn man diese olympischen Spiele als einen friedlichen Wettkampf betrachtet!

Ist nicht dieses Olympia die protzerischste Show, die je abgezogen worden ist? Hier wird Kraft demonstriert, die Kraft des revanchistischen westdeutschen Imperialismus. Die westdeutschen Rüstungs- und Chemie-Monopole haben sich von ihrer Niederlage im Zweiten Weltkrieg erholt, und sie, die schon zwei Weltkriege entfesselt haben, wollen zum drittenmal in den Ring steigen, sehen sich wieder auf dem Weg zur Großmacht. Wie in alten Zeiten spielen sie sich wieder als Herrenmenschen auf, hier in Deutschland, dem Land der KZs und der Judenverfolgung, wird bei der Olympiade der Rassismus in höchster Vollendung getrieben. Lobeshymnen auf das rhodesische Rassistenregime und eine wilde Verleumdungskampagne gegen die Afrikaner, das ist der Geist dieser Olympiade. Doch die Welt soll glauben, hierzulande sei alles in Butter, im heutigen Westdeutschland herrschten Ruhe und Ordnung, herrschte Friede, Freude, Eierkuchen.

Um diese Friedhofsruhe zu gewährleisten, haben die westdeutschen Monopolherren alles aufgeboten, was prügeln, schlagen und schießen kann. Ja, 25 000 Soldaten sind da, das ist der Geist von Olympia. Und daß diese 25 000 nicht als Olympia-Onkels gekommen sind, das hat sich in den ersten Septembertagen deutlich erwiesen: Nur mit diesen Elite-Einheiten von Polizei, Bundesgrenzschutz und Bundeswehr konnte sie die olympische Friedhofsruhe, die Ordnung der Monopole gegen die Bevölkerung, aufrechterhalten!

In Dachau wurden Antifaschisten, darunter ehemalige KZ-Häftlinge, nach einer Gedenkfeier von der Polizei brutal in das ehemalige Todeslager hineingeknüppelt. Als Genossen der KPD/ML über diese Vorfälle auf dem DGB-Fackelzug darüber berichten wollten, wurden sie von Schlägertrupps der D’K’P und der Gewerkschaftsbürokraten im Verein mit der Polizei tätlich angegriffen.

Am Samstag dann ließen die Imperialisten und ihre Knechte endgültig die Maske fallen.

Mehr als 5000 waren zusammengekommen, um gerade hier in München, mitten im olympischen Spektakel, vor den Augen der ganzen Welt zu zeigen, daß die deutsche Arbeiterklasse kein drittes Mal den westdeutschen Revanchisten bei ihren räuberischen Kriegsvorbereitungen zusehen wird. Daß die deutsche Arbeiterklasse und ihre Partei, die KPD/ML, sich rüstet, diesem imperialistischen Spuk ein Ende zu machen. Daß wir uns darauf vorbereiten, dem drohenden neuen Weltkrieg die revolutionäre Gewalt entgegenzusetzen.

In den Münchner Arbeitervierteln fanden wir überall die breite Zustimmung der Bevölkerung. Denn die Münchner Arbeiter wissen aus ihren eigenen Kampferfahrungen: ‚Faschismus und Krieg verhindert nur – die proletarische Diktatur‘ 

Und die arbeitende Münchner Bevölkerung hat am eigenen Leib erfahren, daß das ganze olympische Theater auf den Knochen der Arbeitenden ausgetragen wird. Sie wissen, daß von ihren Steuergeldern das Zeltdach bezahlt wurde; ihre Olympiade findet täglich am Arbeitsplatz statt, was sie von der Olympiade sehen, das sind die hohen Preise. Nicht sie sitzen unter dem millionenschweren Zeltdach, dort sitzen in vorderster Front die Schmarotzer und Geldsäcke, die Dauerurlauber, dort sitzen die Vertreter des Imperialismus, die Kissinger und Heath, Brandt und Schah. Die Arbeiter, die sich den teuren Olympiaspaß leisten, für die ist der Platz in den hinteren Reihen.

Und das Zeltdach, da hätten die Münchner pfeifen können, was die Münchner Bevölkerung braucht, das sind keine Zeltdächer, sondern das sind Krankenhäuser, Schulen, Wohnungen und Sportstätten!

Unter dem Millionenzelt – Volksfeinde aus aller Welt!

Millionen fürs Zeltdach – das Geld fehlt in Perlach!

Das waren Parolen, die von der Münchner Bevölkerung verstanden wurden.

Und nicht nur München, sondern die ganze Welt weiß heute, daß es stimmt, wenn wir riefen:

25 000 Soldaten sind da – das ist der Geist von Olympia!

Seit Samstag wissen es alle, daß diese ‚Heiteren Spiele‘ der Bourgeoisie nur noch hinter den Reihen schwerbewaffneter Polizei  und Grenztruppen stattfinden können. Denn am Samstag wurde aus diesen heiteren Spielen blutiger Ernst.

Als sich unsere Demonstration den Weg durchs Karlstor zum Marienplatz bahnen wollte, da wurde ihr von Polizei- und Bundesgrenzschutzeinheiten der Weg versperrt. Diese Provokation war von langer Hand geplant, überall stand rund um den Stachus ein riesiges Aufgebot von Bürgerkriegsmilitär. Trotzdem ließen sich unsere Genossen nicht beeindrucken, im mutigem Einsatz fegten die ersten Reihen die Büttel hinweg, machten sie die Straße frei für die roten Fahnen. Mit brutaler Gewalt verhinderten die ausgehaltenen Schlägerhorden von Bundesgrenzschutz und Polizei einen weiteren ordentlichen Ablauf der Demonstration. Nur indem sie in rücksichtsloser Manier in die Reihen von ungeschützten Demonstranten, auf Mädchen, Frauen und Kinder einprügelten, konnten sie einen Keil in unsere Reihen treiben. In ihrer panischen Angst vor der Kraft der Massen schlugen sie auf alles ein, was ihnen in den Weg kam, ganz egal, ob es unbeteiligte Zuschauer oder Demonstranten waren. Heimtückisch wurde der Vorsitzende der KPD/ML, der Genosse Ernst Aust, der in vorderster Front kämpfte, von hinten niedergeschlagen. Mit den niederträchtigsten Methoden wurde gearbeitet. Ein Heer von Polizeispitzeln, Agenten und gekauften Provokateuren schwirrte herum. Solche Typen versuchten Genossen aus unseren Reihen zu reißen, zu verfolgen, zu fotografieren, zu bespitzeln oder in einer stillen Ecke zuammenzuschlagen. Doch sie bekamen, was sie verdient hatten, die Genossen ließen sich nicht bange machen, sie jagten sie durch die halbe Stadt.

Die Schlacht am Karlstor hat gezeigt, daß der Bourgeoisie alle Mittel recht sind, wenn sie ihre Machtpositionen gefährdet sieht, dann schlägt sie in wilder Panik um sich. So ist allen pazifistischen Illusionen Hohn gesprochen worden. Wer da noch glaubt, auf friedlichem Weg die Macht im Staat erringen zu können, der ist blind, oder er kämpft für den Staat der Bourgeoisie. Wo sie schon ein ganzes Militär aufbieten, um Kommunisten von der Bevölkerung fernzuhalten, wie werden sie dann erst ihren Staat schützen?

Mögen sich das jene Führer der Gruppe Rote Fahne Bochum und des KJVD hinter die Ohren schreiben, die sich, als die Massen in den Kampf schritten, am Ende ihres Lateins sahen. Der Pazifismus, den sie mit ihrer demokratischen Kampfetappe verbreitet haben, hat hier dazu beigetragen, den Kampf zu verzögern und dem Klassenfeind Zeit zu geben, sich zu formieren. Sie haben so ihre Genossen nicht richtig auf den Kampf vorbereitet, sie haben den von ihnen geleiteten Teil des Zuges aufgelöst, anstatt den anderen Genossen zu Hilfe kommen. In ihrer Angst vor dem Klassenfeind sind sie von dem gemeinsamen Ziel abgegangen und haben die Kräfte auf mehrere Punkte zersplittert. Damit seid ihr den anderen, noch kämpfenden Genossen objektiv in den Rücken gefallen. Wir dürfen uns nicht von der Gewalt der Bourgeoisie überraschen lassen. Als Kommunisten müssen wir klar erkennen, daß die Bourgeoisie, wenn sie sich an den Abgrund gedrängt sieht, vor keinem Verbrechen zurückschreckt, daß ihr alle Mittel recht sind. Wir haben in München die Schwäche und die Brutalität der Bourgeoisie erlebt, deshalb müssen wir uns schon heute unerschrocken auf den Endkampf vorbereiten. Wir werden der reaktionären Gewalt der Bourgeoisie die revolutionäre Gewalt der Volksmassen entgegenstellen. Das ist unser Trennungsstrich zu den Abwieglern und pazifistischen Illusionsmachern der DKP, das unterscheidet uns deutlich von diesen Scheinkommunisten, die heute hergehen und unseren Kampf gegen die Staatsgewalt als faktisch faschistische Methoden diffamieren. Diesen Brüdern sagen wir: Ihr seid die Agenten der Monopole, ihr seid selbst die Steigbügelhalter der Faschisten, ihr steht auf einer Seite mit der Polizei, mit Knüppel-Schreiber und Notstands-Genscher.

Unter dem Kommando dieser beiden Vertreter der neuen Münchner Linie haben am anderen Tag 4000 Mann Knüppelgarde gezeigt, was sie alles können. 4000 Polizisten umzingelten den alten botanischen Garten, in dem sich die knapp tausend Demonstranten versammelten. Mit Pistolen und Schlagstöcken bewaffnet, gingen sie auf diese friedliche Versammlung los.    Selbst das Grundgesetz ist anscheinend von dem Neofaschisten Genscher außer Kraft gesetzt worden. Mit Gewalt wurden jedem einzelnen Demonstranten die Personalien abgenommen, sie wurden durchsucht, gefilmt, fotografiert durch den Erkennungsdienst. Diese neuen Münchner Husaren, die nur bei vierfacher Übermacht stark sind, beschlagnahmten die gesamten Transparente, sie beschlagnahmten das Eigentum der Genossen, sie beschlagnahmten die Autos. Sie haben nicht die Wagen an Ort und Stelle durchsucht, sie haben sie in ihr Präsidium mitgenommen, dort werden dann wohl nach alter faschistischer Manier die Indizien hineingepackt. Wie unter der Nazidiktatur wurde versucht, den verhafteten Genossen den Rechtsbeistand zu verwehren. So wurde der Rechtsanwalt einfach kurzerhand aus dem Präsidium hinausgeworfen.

Mögen uns die Revisionisten noch so verketzern, scheuen sie sich auch nicht, uns Kommunisten faschistischer Methoden zu bezichtigen, nicht wir, sondern sie sitzen in einem Boot mit den Faschisten. Das haben wir in München gesehen, das hat die ganze Welt gesehen, daß das Faschisten waren, die ihren Terror in München entfalteten. Und wer gegen solche Methoden kämpft, der ist ein Antifaschist, und wer wie die DKP solche Methoden rechtfertigt, das ist ein Wegbereiter des Faschismus.

Ja, München hat die Erinnerung an 1936, an die Blüte des Faschismus wieder aufkommen lassen. Und wen wundert es da, daß die ‚National- und Soldatenzeitung‘ fragt:

‚War die Olympiade 1936 schöner als in München?‘

München hat die Antwort darauf gegeben: So schön wie unter dem Terror der Hitlerfaschisten wird es für die deutsche Bourgeoisie nie wieder werden. Ob in Tokio, Mexiko oder München, überall ist die Bevölkerung gegen das imperialistische Olympia-Spektakel in den Kampf gegangen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, und dieses imperialistische Schauspiel wird von den Völkern der ganzen Welt ein für allemal beendet werden. Der letzte Olympiasieg gehört dem Sozialismus, gehört der Zeit, in der die Werktätigen der ganzen Welt die Arbeiterolympiade feiern werden.

Und die Zeichen des Sieges zeigen sich schon. Unter dem Schutz der Massen hielt die KPD/ML mitten auf dem Olympiagelände Kurzkundgebungen ab. Auf dem Oberwiesenfeld redete der Genosse Ernst Aust, umringt von Tausenden Besuchern. Mitten im Olympiamekka übertönte die Internationale aus Hunderten von Arbeiterkehlen den olympischen Jahrmarkt. 

Auch in Kiel war die Polizei zur Machtlosigkeit verurteilt, auch hier schützten Hunderttausende von Olympiabesuchern die Kundgebungen unserer Partei.

Der Imperialismus stirbt, diese Olympia stirbt mit ihm. Es geht vorwärts!

Vorwärts mit der KPD/ML! 

 

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