ROTER MORGEN, 7. Jg., 3. März 1973
Am Mittwoch, 21. Februar, vollzog sich über der Sinai-Halbinsel kein ‚erschütterndes Drama‘, hier starben 106 Menschen als Opfer kaltblütiger Mordbefehle israelischer Militärs
Von den Schuldigen hört man es so:
„Die israelische Regierung drückt tiefstes Bedauern über die Verluste an Menschenleben aus, die durch den Absturz des libyschen Flugzeuges verursacht wurden.“
Geht es nicht noch zynischer? Der ‚Absturz‘ der zivilen libyschen Boeing 727 kam doch wohl nicht durch ‚Warnschüsse‘ zustande, wie es Regierungssprecher in Jerusalem erklären wollen. Geraten hoch-trainierte Militärpiloten in den Bordkanzeln israelischer Phantom-Jäger in Panik, wenn sie eine harmlose Passagiermaschine sehen? Zuerst einige widersprüchliche Erklärungen, dann die ‚amtliche bereinigte Fassung‘ der israelischen Regierung, erscheinen lachhaft – wenn die Sache nicht bluternst wäre. Da werden Märchen verbreitet, die höchstens in einen James-Bond-Film passen. Da wird von Selbstmordanschlägen palästinensischer Kommandotrupps gefaselt, die „mit Hilfe sprengstoffbeladener Zivilflugzeuge über israelischem Gebiet“ verübt werden sollten.
Die überlebenden Besatzungsmitglieder der libyschen Maschine wissen nichts von israelischen Funkwarnungen! Steward Jean-Pierre Bourdiat und der libysche Kopilot berichteten von einem Raketenangriff durch zwei israelische Jäger ohne Vorwarnung. Der britische Pilotenverband erklärte das israelische Vorgehen für unentschuldbar nach den Regeln des internationalen Flugwesens.
Inzwischen ist klar geworden , daß der Abschuß der Maschine eine genau überlegte Aktion war. Im Tagesspiegel vom 24. Februar wird der israelische Generalmajor Hod zitiert: Der Schießbefehl sei „von den zuständigen Stellen des Staates Israel“ erteilt worden.
Der brutale Mord an den wehrlosen Passagieren ist nur ein Glied in der Kette der neuesten zionistischen Angriffe auf die arabischen Völker. Zwei Flüchtlingslager der Palästinenser im nördlichen Libanon wurden von israelischen Kommandos angegriffen, 185 Kilometer von der israelischen Grenze entfernt. „Wir haben die Schlafsäle von Palästinensern gesäubert“, in diesem ‚Heldenton‘ prahlten die Zionisten von ihrem Überfall.
Es ist bestimmt kein Zufall, wenn die Zionisten gerade jetzt solche brutale Terroraktionen starten. Wir haben alle noch im Ohr, daß Nixon in seiner Antrittsrede davon sprach, daß Amerika sich nun verstärkt der ‚Lösung‘ des Nahost-Konfliktes zuwenden will. Das heißt nichts anderes, als daß er nun verstärkt Israel bei seiner Expansionspolitik unterstützen wird.
Die Zionisten zeigen, daß sie richtig verstanden haben. Auf der anderen Seite wird die Geschlossenheit des Lagers der arabischen Regierungen und die Kriegsbereitschaft der arabischen Völker für Israel immer bedrohlicher. So hat nun zum Beispiel König Hassan von Marokko angekündigt, mehrere hundert Freiwillige zur Unterstützung syrischer Truppen zu schicken. Hassan hatte sich bisher mehrfach für eine ‚friedliche Lösung‘ ausgesprochen. – Das erkennen auch die israelischen Zionisten.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Zionisten mit ihren Terrorakten die arabischen Regierungen provozieren wollen, um schnell einen Vorwand für einen neuen ‚Präventivkrieg‘ in der Hand zu haben.
Die arabischen Völker brauchen jetzt unsere Solidarität. Entlarven wir die Sympathiepropaganda der bürgerlichen Presse für die israelischen Zionisten. Seien wir wachsam. Halten wir uns bereit, die arabischen Völker und das palästinensische Volk im Falle eines Angriffs der Zionisten tatkräftig zu unterstützen.
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