Völkerfreundschaft gegen Olympische Friedhofsruhe

Olympiastadeon in München. | Dieses Bild ist kein Bestandteil des vorliegenden Artikels des ROTEN MORGEN.

ROTER MORGEN, 6. Jg., 14. August 1972

‚Zu den modernen Spielen versammeln sich nun die rund um den Globus verstreuten Völker der Erde. Sie sind das größte Fest, das die Welt gemeinsam begeht, und es ist vornehmlich ein Fest der jungen Welt.‘ (Kapitalist W. Daume, Olympia-Chef). Die Olympischen Spiele sollen zum Propaganda-Forum des Imperialismus werden.

Die KPD/ML ruft alle Genossen und Freund auf:

Den Feinden der Völkerfreundschaft, den Feinden der Jugend, die Maske vom Gesicht gerissen!

Wir hatten sie schon einmal . . . .

Schon einmal wurden die Olympischen Spiele nach Deutschland ‚geholt‘. Die XI. Olympischen Spiele fanden 1936 unter der Schirmherrschaft Hitlers und Göbbels in Berlin und Kiel statt. Während damals die Sportler der Welt im Stadion um die Wette liefen, lief auch bereits bei Krauss-Maffei in München die Rüstungsproduktion (und die Profite) um die Wette. Während damals im Stadion die Hakenkreuz-Redner des deutschen Imperialismus von ‚Völkerverständigung und Frieden‘ schwatzten, starben KZ-Häftlinge im    elektrischen Draht von Dachau Lagern – 20 km vor München. Aufrüstung und Faschismus sollten den neuen imperialistischen Krieg vorbereiten. Um die Völker über die wahnwitzigen Pläne der deutschen Monopolherren hinwegzutäuschen, brauchte Hitler 1936 die ‚Spiele‘.

Unter welchem Zeichen heute?

Es ist kein Zufall, daß das Olympia-Komitee eine antifaschistische Veranstaltung in Dachau boykottiert und statt dessen eine Feierstunde für den Leiter der Olympischen Spiele 1936: den Nazi Carl Diem, veranstaltet.

Es ist wieder einmal soweit. Wieder wird dem deutschen Imperialismus die Jacke zu eng. Wieder läuft bei Krauss-Maffei, Messerschmidt, MAN, Dornier, Mauser, Rheinstahl . . . . Granate um Granate und Panzer um Panzer vom Band. Wieder rüsten die deutschen Finanzmagnaten und Rüstungshaie für ihren Marsch zum ‚Platz an der Sonne‘. Wieder sollen die Völker der Welt über die Revanche- und Großmachtpläne der westdeutschen Monopolherren hinweggetäuscht werden: mit Protz und Prunk und den verlogenen Reden von ‚Völkerverständigung und Entspannung‘.

Das halbe Kabinett der Bonner Notstandsplaner wird sich in München versammeln. Nicht den Völkern der Welt werden sie die Hand zur Freundschaft reichen, sondern den Blutgeiern und Volksausplünderern wie: dem Schlächter der irischen Freiheitskämpfer und dem Unterdrücker der englischen Arbeiterklasse Heath, dem Sklavenhalter Feisal von Saudi-Arabien, dem Oberimperialisten und Kriegsgewinnler Henry Ford dem 2. (und letzten!), den Völkermördern aus Washington und vielen anderen.

Sie werden sich die Hände schütteln und in einem einig sein: Die Spiele sollen dazu dienen, den Völkern Sand in die Augen zu streuen und von der Tatsache des weltweit lodernden Freiheitskampfes aller Völker ablenken! Auf den Festen und Empfängen der Imperialisten wird der Champagner fließen, wie das Blut der Freiheitskämpfer auf den Schlachtfeldern Indochinas, Nordirlands, Afrikas und Lateinamerikas.

Überall wird der Ober-Revanchist Willy Brandt mit Nobelpreis und Friedenswedel winken. Überall wird sich der westdeutsche Imperialismus mit dem Deckmantel von ‚Friedens- und Entspannungspolitik‘ umgeben, und den Völkern mit Prunk-  und Protzbauten ‚Respekt‘ vor den DM-Imperialismus einjagen wollen.

Der Revanchist Brandt ist ein wirklich guter Demagoge. Aber eines wird er nicht verhindern können: daß das deutsche Volk, daß die Arbeiterklasse und ihre Partei, die KPD/ML, den Völkern der Welt selbst zeigt, welch ‚friedlichen‘ Verhältnisse heute in unserem Lande wirklich herrschen! Wir werden demonstrieren, daß sich das Volk nicht von den Friedensheucheleien der SPD/FDP-Regierung und auch nicht von den D’K’P-Revisionisten irreführen lassen wird. Wir werden gegen den wahnwitzigen Weg des Militarismus und Revanchismus demonstrieren, den unser Land wieder geht.

Am 1. September jährt sich zum 33.mal der Jahrestag, an dem die deutschen Imperialisten mit Feuer und Schwert nach Polen einfielen und den 2. Weltkrieg begannen. In diesen 33 Jahren hat sich nichts am Wesen des deutschen Imperialismus geändert – unsere Herren sind die gleichen geblieben. Am 1. September 1972 werden die deutschen Kommunisten und alle   fortschrittlichen und antiimperialistischen Menschen den Völkern wirklich die Hand reichen durch ihren Kampfruf:

Nieder mit dem westdeutschen Imperialismus, Militarismus und Revanchismus!

Imperialistische Kriegsverbrecher raus aus München!

Es lebe die internationale Solidarität!

Olympische Spiele unter Polizei- und Bundeswehrstiefeln

20 000 Bundeswehrsoldaten, 12 000 Polizisten, darunter 1200 ausgesuchte Elitebullen aus dem ganzen Bundesgebiet, sollen für die olympische Friedhofsruhe sorgen. An jedem strategischen Punkt des Münchner Olympia-Geländes wird eine Hundertschaft Bundesgrenzschutz postiert. Das neue Gesetz, das den Bundesgrenzschutz offen zur Bürgerkriegsarmee erklärt, wird also bereits im großen Maßstab angewandt. Bereits einige Wochen vorher sollten die Bundeswehr- und NATO-Truppen in Würzburg den Straßenkampf und die Besetzung einer ganzen Großstadt üben. (Wir berichteten darüber im letzten ROTEN MORGEN:  Aufgrund der großen Unruhe und des Widerstandes der Bevölkerung, sowie aufgrund der guten Arbeit der Ortsgruppe der KPD/ML mußte das Manöver abgeblasen werden).  Über dem Olympia-Gelände kreist ständig ein Hubschrauber, der alle Menschenansammlungen, Demonstrationen und Aktionen sofort an die nächste Truppe von Genschers Knüppelgarde weitergibt.

Mit den Gesetzen zur ‚Inneren Sicherheit‘ wurden vor einigen Wochen auch das ‚Gesetz zur  Sicherung des olympischen Friedens‘ verabschiedet. Die Bannmeile um das Olympia-Gelände genügt nicht. Ganz München wird unter Demonstrationsverbot gestellt, das weit über die Spiele hinaus gelten soll, bis zum 31. Dezember 1972. Dieses Demonstrationsverbot gilt genauso für andere Städte, in denen ‚Wettkämpfe‘  stattfinden, also auch für das Ruhrgebiet, wo die Fußballspiele abgehalten werden.

Die neuen Notstandsgesetze finden also bereits ihre Anwendung. Blutig soll jeder Widerstand niedergeschlagen werden. Einen Beweis dafür gab die Münchner Polizei bereits am 4. Juli, als die Genossen der KPD/ML nach einer Vietnam-Demonstration zusammenschlugen und verhafteten (s. ROTER MORGEN Nr.15). Ein weiterer Beweis dafür ist die Tatsache, daß Polizeipräsident Schreiber vorsorglich über 700 Zellen in den Gefängnissen freimachen ließ.

‚Revolucion si – Olympia no‘ riefen die mexikanischen Arbeiter und Studenten 1968, als 1500 Polizisten mit 55 Panzerwagen, Maschinengewehren und Bazookas Demonstrationen niederschossen. 30 Ermordete und 629 verhaftete mexikanische Antiimperialisten hatte die damalige Olympiade zu verzeichnen. Noch heute heißt das ‚Olympia-Jahr‘ im mexikanischen Volk: ‚Jahr der Unterdrückung‘!

Die revolutionäre Flamme läßt sich nicht ersticken!

Die arbeitenden Menschen in München wissen, für wen diese Spiele in Wirklichkeit inszeniert werden. 1,3 Milliarden geraubte Lohngroschen wurden Architekten, Bau- und Grundstücksspekulanten und Wucherern in den Rachen geworfen. Krankenhäuser und Kindergartenbauten wurden gestrichen, weil die Stadt München für Jahre verschuldet ist. Das Olympiadach allein schluckt Million nach Million.

Unter diesem Dach werden nur wenige von denjenigen sitzen, die es bezahlt und gebaut haben: die Werktätigen. Mit Eintrittskarten wird geschachert und geschoben – Hauptsache die Siemens- und BMW-Bosse können ihren Geschäftspartnern einen ‚Repräsentationplatz‘ verschaffen. Hunderttausende Arbeiter werden die Spiele nicht einmal am Fernsehschirm

miterleben können. Sie wurden wie bei Hurth, Südbremse, Krauss-Maffei, Siemens-Zündapp, BMW auf Zwangsurlaub geschickt. Oder sie kommen erst gegen Nacht nach Hause, wie die vielen Kellnerinnen, Verkäuferinnen, Schaffner usw. wegen der verlängerten Ladenschlußzeit bis 21 Uhr und der Sperrstunde um 2 Uhr. Viele kommen wegen des Verkehrschaos erst 3 Stunden nach Feierabend nach Hause. Wer keine Überstunden schieben muß, muß sie ‚freiwillig‘ machen: denn vor der Olympiade wurden die Verkehrstarife um 30 % teurer, nicht zu sprechen von den Mieten.

Und wie soll sich der Arbeiter eine Maß Bier für 4.10 DM und ein Schnitzel für 12,- DM auf dem Olympia-Gelände leisten?

Auch andere Arbeiter werden die Olympischen Spiele nicht sehen: Diejenigen Bauarbeiter, die für das Profitdach Behrischs und andere Spekulationsbauten ihr Leben lassen mußten!

Nicht nur die Jugend, auch breite Teile der Münchner Werktätigen haben erkannt, wer einzig ein Interesse an dieser Art ‚Spiele‘ hat: die Internationale Bande der Volksausplünderer und Unterdrücker!

Die KPD/ML begrüßt die besten Sportler aller Länder. Wir werden uns von keinem Verbot und keiner Drohung davon abhalten lassen, den Völkern der Welt das wahre Gesicht des Imperialismus zu zeigen!

Nieder mit dem Demonstrationsverbot! 

Nieder mit dem Notstandsterror! 

Völkermörder raus aus München! 

Kampf dem westdeutschen Revanchismus und Militarismus! 

Es lebe der proletarische Internationalismus! 

Vorwärts mit der KPD/ML! 

 

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*