ROTER MORGEN, 6. Jg., 27. März 1972
Augsburg
Nachdem am 2. März zwei Menschen von Polizisten ermordet und ein dritter angeschossen und schwer verletzt wurde, fanden überall Demonstrationen statt, um gegen diesen Terror zu protestieren. Während die bürgerliche Presse versucht, über diese brutalen Morde möglichst stillschweigend hinwegzugehen, wächst die Wut der Bevölkerung. Allein in Berlin marschierten 5000 Menschen.
Auch in München und Augsburg demonstrierten mehrere Hundert gegen Polizeiterror, Willkürurteil, gegen die Diktatur der Bourgeoisie. Besonders bei der Demonstration in Augsburg zeigten der Staatsapparat und die Faschisten wieder einmal ihr wahres Gesicht. Noch vor Beginn der Demonstration wurden von den Bullen ohne Genehmigung, ohne Bestätigung die Flugblätter der KPD/ML beschlagnahmt. Angeblicher Grund: Unsere Flugblätter seien eine ‚Beleidigung der Polizei‘.
Das ist ja herrlich! Erst wird scharf geschossen, und dann fühlen sich die Mörder beleidigt, wenn man sie Mörder nennt! Mit Gewalt wurden uns die Flugblätter weggerissen. Auf die Frage, warum gerade die Flugblätter der KPD/ML beschlagnahmt würden, denn auch andere Organisationen schrieben zu diesem Punkt nichts anderes als eben dies: Die Polizei, dein Feind und Killer! – auf diese Frage antwortete der Popo: ‚ Wir wollen aber gerade diese Flugblätter der KPD/ML!‘ Sprachs und riß den Genossen die Packen aus der Hand. Wieder einmal konnte man sehen, wie die Gesetze des Kapitals gegen die Arbeiterklasse angewandt werden: Erst eine widerrechtliche Beschlagnahmung, und wenn du dich wehrst, dann ist das Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Die Faschisten waren zu dieser Demonstration scharenweise angerückt. Sie versuchten den Zug aufzuhalten, sie bestürmten den Lautsprecherwagen, sie rissen Transparente herunter, drohten mit Vergasen, Erschiessen, Aufhängen, stellten sich in Sprechchören hinter die Polizeikiller, die an einem einzigen Tag zwei Menschen abgeknallt haben. Grinsend stand der Popo, der unsere Flugblätter beschlagnahmt hatte, in einem Faschistenklüngel und hetzte mit diesen Kapitalistenknechten gegen die Demonstranten. Hinterher ließ die Polizei in der Presse verbreiten, es sei zu Schlägereien gekommen, die Polizei habe 15 Personen verhaftet. Natürlich kein Wort wahr! Die einzigen, die zu schlägern versuchten, waren natürlich die Faschistentrupps. Diese Provokateure wurden gehindert, der Polizei einen willkommenen Anlaß zur Straßenschlacht zu geben.
Die Sympathie der Augsburger Bevölkerung war groß. Viele fortschrittliche Menschen reihten sich in den Zug ein oder begleiteten ihn am Rand. Empört waren sie auch über die Beschlagnahmung unseres Flugblattes. Viele kamen, nachdem sie davon gehört hatten, zu unseren Genossen und fragten, ob nicht wenigstens ein paar übriggeblieben waren. Natürlich konnten wir ihnen Flugblätter und anderes Propagandamaterial geben.
Wir werden diese neue Beschlagnahmung, diesen neuen unverschämten Angriff auf die Partei nicht hinnehmen. Der Genosse der KPD/ML gab in seiner Schlußrede die richtige Antwort: ‚ Was wir brauchen, sind nicht Worte der Kritik und Empörung. Was wir brauchen, ist die deutliche Antwort der Arbeiterklasse: Dem Klassenfeind die Faust ins Gesicht! Kämpfen wir geschlossen gegen den wachsenden Terror in Westdeutschland. Nehmen wir uns ein Beispiel an den Völkern des sozialistischen China und Albanien: Sie haben es geschafft, und wir werden es auch schaffen. Vorwärts im Kampf gegen die Diktatur der Kapitalistenklasse! Vorwärts im Kampf um den Sozialismus! Vorwärts beim Aufbau der KPD/ML!‘
Antworten