Revisionistisches:

Die Lützow Villa in Karlovy Vary, die erste Spielbank der CSSR. Das Bild ist kein Bestandteil des vorliegenden Artikels des ROTEN MORGEN.

ROTER MORGEN, 3. Jg., Juni 1969

Tiflis, Georgische SSR, die Heimat Stalins. Der Stalin-Berg über der Stadt wurde vor einiger Zeit umbenannt und erhielt wieder seinen alten Namen: „Berg des Heiligen David“. – Genosse Mao Tse-tung sagt: „Mit Idealismus und Metaphysik kommt man in der Welt am leichtesten durch … Materialismus und Dialektik erfordern hingegen Anstrengungen“.

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Neue Erfolge der revisionistischen Landwirtschaft der SU: Auf dem Moskauer Zentralmarkt kostet jetzt (umgerechnet) ein Kilo Tomaten 45,– DM, ein Kilo Gurken 22,50 DM, ein Bündel Petersilie DM 2,50. Das neue, noch bürgerlichere Kolchosstatut wird sicherlich noch ganz andere Preise möglich machen. Zur Zeit wird in der SU schon privat erwirtschaftet: 63 Prozent der Kartoffeln, 41 Prozent Gemüse, 38 Prozent Fleisch bzw. Milch, 63 Prozent Eier, 30 Prozent Wolle.

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Starke Polizeieinheiten, berittene Miliz und Hilfspolizei sicherten die diesjährigen Osterprozessionen und Gottesdienste in der Sowjetunion. Jugendliche, die ihren Unmut über die kirchliche Verblödung des Volkes Luft machten, wurden im Polizeigriff abgeführt. Dafür wurden in den staatlichen Läden Kulitsch, das russische Osterbrot, und Osterkerzen angeboten.

Kommentar: Näher mein Gott mit dir zum modernen sowjetischen ‚Kommunismus‘.

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Nachdem auf der Hannover-Messe eine westdeutsche Delegation unter Leitung von Bundeswirtschaftsminister Schiller und eine sowjetische Delegation von UdSSR-Außenhandelsminister Patolitschew und Botschafter Zarapkin in „freundschaftlicher Atmosphäre“ zusammentraten, wurde bekannt, daß die „Thyssen-Röhrenwerke-AG einen ersten sowjetischen Auftrag“ von 20 Millionen Mark erhielten. Thyssen wird in der Ukraine ein Walzwerk zur Produktion von Großröhren in kooperativer Weise errichten und billige russische Arbeitskräfte profitsteigernd einsetzen.

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Bereits in 19 Städten der UdSSR kann jetzt schon die US-Autovermittlungsgesellschaft „Hertz“ Wagen vermieten.

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Nachdem nordkoreanische Soldaten ein US-Spionageflugzeug abgeschossen hatten, das in provokatorischer Weise in Nordkoreanisches Hoheitsgebiet eingedrungen war, beteiligten sich eilfertig ein sowjetischer Zerstörer gemeinsam mit Marineeinheiten der USA an der Suche nach Wrackteilen und Überlebenden der Aggressionsmaschine. Ein sowjetischer Vertreter in Tokio erklärte gegenüber einem Korrespondenten der westdeutschen Nachrichtenagentur dpa: ‚ Der Abschuß des Flugzeuges sei für die UdSSR „recht unangenehm“.‘

Kommentar: Es lebe die sowjet-revisionistische US-imperialistische Waffenbrüderschaft gegen die sozialistischen Staaten.

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In Karlovy Vary, dem einst weltberühmten Modebad der Bourgeoisie Karlsbad, soll in Kürze in der ehemaligen Lützow-Villa, das erste Spielkasino der CSSR eröffnet werden. Sicher wird es schon bald zum zugkräftigen Treffpunkt der alten und neuen Bourgeoisie in der CSSR werden.

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Der Alkoholismus, von Friedrich Engels einmal als „kapitalistisches Übel“ gebrandmarkt, nimmt in der Sowjetunion beständig zu. Nach einem Bericht der „Prawda“ werden 98 % aller Morde in der Sowjetunion unter Alkoholeinfluß begangen. Die „Komsomolzkaja Prawda“ meint, daß die Hauptursache für den Alkoholmißbrauch einfach darin liege, daß er so leicht zu bekommen sei. Uns scheinen die täglichen Sorgen der Sowjetbürger eher die Hauptursache zu sein.

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Im Zuge der geplanten, den Kapitalismus restaurierenden Wirtschaftsreformen der CSSR ist ein seit 20 Jahren bestehendes Verbot aufgehoben worden. Ab sofort ist es einigen Zeitungen und Zeitschriften wieder erlaubt, Anzeigen kapitalistischer Betriebe des westlichen Auslandes zu veröffentlichen. 17 staatseigene CSSR-Unternehmen dürfen künftig direkt Handelsverträge mit westlichen Firmen abschließen.

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Nach einem Bericht des „Neuen Deutschland“ vom 10 Mai hat der volkseigene Betrieb Kleinmetallwarenwerke Heiligenstadt es fertiggebracht, durch Preismanipulationen innerhalb von 16 Monaten über 1 Millionen Mark ungerechtfertigter Gewinne auf seinen Konten zu verbuchen. Die volkseigene Brandenburger Kammgarnspinnerei hatte durch Manipulation am Prämienfond den Arbeitern Jahresendprämien zwischen 20 und 150 Mark gutgeschrieben, während sich die Direktoren mindestens 1000,– Mark bewilligten. Einen guten Verdienst steckte auch die Leitung des Prominentenlokals „Lindencorso“ in Ostberlin ein, die ihren Profit durch halbgefüllte Schnapsgläser und dünnen Kaffee erhöhte.

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Die „Prawda“ (Wahrheit), sowjetisches Zentralorgan der KPdSU, bezieht ihre Informationen aus „trüben Quellen“. Dies jedenfalls behauptete der Generalsekretär der revisionistischen KP Kanadas, William Kashtan. Er beschuldigte in einer Pressekonferenz in Moskau Westjournalisten, gelogen zu haben, als sie berichteten, die ostpakistanische Delegation habe auf dem Gipfeltreffen der revisionistischen Parteien eine Verurteilung Chinas vorgeschlagen. Einem Westjournalisten, der daraufhin die „Prawda“ vom 11. Juni aus der Tasche zog und den betreffenden Artikel wörtlich verlas, antwortete er: Trotzdem sage ich, es stimmt nicht. Wer log hier? Die „Prawda“ oder Kashtan?

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Was den Sowjetrevisionisten recht, ist ihren westdeutschen Ablegern schon lange billig. So veröffentlichte das schwindsüchtige Revisionistenblättchen UZ (Unsere Zeit) eine ganzseitige Anzeige der „American Machine & Foundry Company“, New York, die Bowling-Bahnen für Ungarn, Polen, die CSSR und DDR liefert.

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