„Weltjugendfestspiele“ in Sofia

Eröffnungsveranstaltung der Weltfestspiele der Jugend und Studenten im Juli 1968 in Sofia. Das Bild ist kein Bestandteil des vorliegenden Artikels des ROTEN MORGEN.

ROTER MORGEN, 2. Jg., September 1968

Unter revisionistischer Regie fanden Anfang August in Sofia die 9. „Weltjugendfestspiele“ statt.

Aus Protest gegen den offen antisozialistischen Charakter dieser Veranstaltung waren die Jugendlichen aus Kuba und China von vornherein zu Hause geblieben. Reichlich erschienen waren stattdessen Delegierte sozialdemokratischer, pazifistischer, christlicher und nationalistischer Organisationen aus aller Herren Länder, um bürgerliche Ideologie und Aberglauben unter den Delegierten aus der „Dritten Welt“ und den revisionistischen Ländern zu verhökern. Anscheinend haben sie für ihren verschimmelten Kram sogar Abnehmer gefunden. Denn wie anders soll man es auslegen, wenn der selbst in seiner eigenen Organisation sehr umstrittene Jung“sozialisten“chef  Peter Corterier (SPD) ausgerechnet in einem Interview mit Springers WELT prahlte, er habe „vielfältige Kontakte“ und „offene Gespräche“ mit den osteuropäischen Delegierten gehabt? Den Revisionisten blieb es vorbehalten, die Lobsprüche derartiger Renegaten, Reformisten, „fortschrittlicher“ Katholiken usw. als Beweis anzuführen, daß es doch eigentlich ein sehr schönes Festival gewesen sei.

Demgegenüber wurde der SDS in der revisionistischen Presse als „Stoßtrupp der Reaktion“ beschimpft. Hierin wird die ganze Widerwärtigkeit der revisionistischen Position deutlich: während sie dem ganzen kleinbürgerlich-reformistischen Gesindel gar nicht tief genug in den Arsch kriechen können, beschimpfen sie jene, die sich um eine sozialistische Haltung zumindest aufrichtig bemühen. Und wenn es wenigstens noch beim Schimpfen geblieben wäre. Tatsächlich kann man sagen, daß der politische Teil des Festivals unter geradezu faschistischem Terror ablief. So brachte es z.B. ein bulgarischer Delegierter fertig, den SDS-Vorsitzenden Wolff mit NS-Propagandaminister Goebbels gleichzusetzen. Als Wolff auf diese Infamie antworten wollte, wurde er von „Ordnern“ geschlagen, getreten und schließlich aus dem Saal gezerrt. In anderen Fällen wurde unbequemen Rednern der Strom zum Mikrophon abgedreht. Diese Ereignisse bestätigen erneut, daß die Revisionisten nicht mehr imstande sind, ihr Gehirn in Bewegung zu setzen, sondern ideologische Streitigkeiten nur noch in Wild-Westmanier lösen können.

Ebenfalls von Geheimdienstleuten zusammengeschlagen und festgenommen wurde ein westdeutscher Student beim Verlassen der chinesischen Botschaft in Sofia. Einige chinesische Broschüren, vor denen die Revisionisten anscheinend große Angst hatten, wurden dem Studenten gestohlen.

Schon beim Einmarsch der Delegation am Eröffnungstag hatte es Übergriffe seitens der revisionistischen Schlägertrupps gegeben. Die zahlreich angereisten „Delegierten“ der sogenannten „Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend“ SDAJ hatten den westdeutschen Marschblock auf „unerlaubte“ Plakate durchfleddert und mehrere Bilder Ho Tschi-minhs, Mao Tse-tungs und Che Guevaras zerrissen. Einige Tage später war es wiederum die SDAJ, die Arm in Arm mit bulgarischen Polizisten die US-Botschaft in Sofia gegen empörte Demonstranten abschirmte.

Es ist nur natürlich, daß der Verlauf dieser abstoßenden Schmierenkomödie von der bürgerlichen Presse zu einer wilden antikommunistischen Hetzkampagne ausgenutzt wurde.

Das ist ein demagogisches Manöver. Das rüpelhafte Verhalten der Revisionisten hatte rein gar nichts zu tun mit Kommunismus, mit der Lehre von Marx und Lenin; vielmehr war es Ausdruck ihrer a n t i – kommunistischen, bürgerlichen Gesinnung. Es ist ganz klar, daß die bürgerliche Presse mit ihrem verlogenen Gejammer über den „orthodoxen“, „konservativen“, „stalinistischen“, „dogmatischen“  Kommunismus den Revisionismus nicht etwa bekämpfen, sondern im Gegenteil noch vorantreiben will: Nicht jeder, der das Verhalten der Revisionisten kritisiert, ist deshalb auch schon Sozialist.

Die weitere Entwicklung der „Weltjugendfestspiele“ ist absehbar; sie werden immer mehr zu einem Treffpunkt Trojanischer Pferde aus Westeuropa und Nordamerika werden, die bei den Delegierten aus den revisionistischen Ländern und aus der „Dritten Welt“ mit bürgerlichen Schund hausieren gehen. Revolutionäre Jugendliche würden das traute Beisammensein nur stören, man wird sie in Zukunft sicher gar nicht erst einladen.

Es wird allmählich Zeit, an eine sozialistische Gegenveranstaltung zu denken, die nach Lage der Dinge nur in Peking oder Havanna stattfinden könnte.

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